... wir haben dann noch 1,5 entspannte Tage am Ufer des Sees verbracht. Die zwei Höhlenmenschen mitsamt Hund stießen wieder zu uns, ein Berg voll Wäsche wurde am Ufer gewaschen und getrocknet und ein zeitweise ortsansässiges Journalistenpärchen gesellte sich für kurze Zeit zu uns, wollte wissen, wie wir so leben, bestaunte unser High-Tech-Hippie-Dasein und versorgte uns mit Hintergrundinfos über Land und Leute sowie mit Tipps, wie wir unser weiteres Vorgehen (Reiseberichte schreiben und an den Mann bringen) angehen könnten. Wir erlebten einen Markttag in Ardales, auf dem sich Jung und Alt zwischen den wenigen Ständen und in der Kneipe neben dem Supermarkt traf, deckten uns mit Gemüse, Erdbeeren und Schokokuchen ein (schließlich feierten wir Richards 34. Geburtstag) und zogen letztendlich am Samstag, den 26.04.2008 in Richtung Ronda weiter. Zuvor besuchte uns (die wir unsere Wäsche noch an Leinen gespannt im Wind flattern ließen) noch die Guardia Civil und informierte uns, dass Camping hier nicht erlaubt sei. Wir beteuerten daraufhin, keineswegs hier campen zu wollen, denn wir waren ja eh kurz vor der Abreise. Müll haben wir natürlich auch nicht hinterlassen (schließlich bunkerten wir hinterm Bus einen randvoll gefüllten Sack mit Plastik, den wir zuvor aus dem See gefischt hatten und den wir beim Verlassen des Sees im Müllcontainer abgeladen haben).
Kurz vor Ronda suchten und fanden wir einen weiteren schönen Schlafplatz: Neben einem kleinen Wasserlauf, an dessen Ufern am nächsten Morgen wieder einmal Schafe und Ziegen weideten, parkten wir unsere Busse für die Nacht. Hundsgemeine Disteln verwehrten uns zwar große Teile des Geländes, und doch mäanderten wir des Nachts durch unseren „Garten“, in dem Hunderte von kleinen Männchen sich in kleinen Erdlöchern verschanzt hatten und volles Rohr in ihre Trillerpfeifen trillerten: so laute Heuschrecken hatten wir alle zuvor noch nie gehört. Richard experimentierte mit „GarageBand“, sein MacBook leuchtete mitten in der Prärie auf und hielt Grillenzirpen und lautstarkes Froschgequake, nebst dem „MockingBird“, der uns seit langer Zeit schon verfolgt, für die Nachwelt fest. Schon nach wenigen Minuten in unserem neuen zu Hause kam die Pinzette zum Einsatz um Distelnadeln aus unseren Fußsohlen zu entfernen und am Ufer des kleinen Baches, direkt neben unserem Lagerplatz, legen Martin und Kerstin eine natursteinerne und flusslaufgeformte Badewanne frei, die am nächsten Morgen zum Waschen und Geschirrspülen einlud: so machte Hausarbeit (wie zuvor schon das Wäschewaschen im See bei Ardales) wieder mal richtig Spaß.
Von diesem Platz aus führte uns unser weiterer Weg dann teilweise die im „1000 Places to See before You Die“ beschriebene Straße von Ronda nach Arcos de la Frontera entlang, die, gesäumt von Korkeichen und Felswänden, auch wirklich sehr schön anzusehen war. Unterhalb von der „Lederstadt“ Ubrique“ landeten wir Sonntags abends dann an einem Stausee, dessen Ufer wieder bewachsen von Disteln und stark frequentiert war von Kühen sowie lustigen spanischen Wochenendausflüglern, die ihre Musik laut aufdrehten um dazu mitzutrommeln und auf ihren Mopeds oder auch auf ihren Autodächern liegend eine Runde über den trockenen Teil des Stausees zu drehen. Überhaupt, so haben wir festgestellt, sind die Spanier große Freunde des Motorcross-Sports und selbst kleine Knirpse heizen hier auf Mini-Mopeds durch die Gegend.
Montags gings dann weiter nach Arcos, einer vor rund 1000 Jahren gegründeten Stadt mit ultra-schmalen Gassen, in deren Hauseingänge wir uns bei Spazieren reinquetschten, jedes Mal wenn ein Auto sich dort durch zu schlängeln wagte. Ole und ich dinierten vortrefflich für 7€ in einem kleinen Restaurant und gegen Abend steuerten wir Zottels (ohne den blauen Bären) einen Schlafplatz in der Nähe an. Zwischen Arcos und der nächsten größeren Ortschaft nächtigten wir an einem kleinen Stausee, lauschten in der Dunkelheit dem Treiben einer oder mehrerer Ratten am Ufer des Baches und beschlossen darum, all das, was mir normalerweise über Nacht draußen lassen würden (Kocher, Milchtopf usw.) lieber reinzuräumen....
Da wir alle noch einen Abstecher an die Atlantikküste Andalusiens machen wollten, bestand tags darauf Martins und Kerstins Mission dann darin, eine Fähre über den Guadalquivir ausfindig zu machen. Die in ihre Karte eingezeichnete Fährverbindung bestand allerdings anscheinend schon seit den 60er Jahren nicht mehr. Uns Zottels dauerte es zu lange, auf genauere Koordinaten zu warten und so nahmen wir statt dessen einen Umweg über Sevilla in Kauf (ohne in die Stadt hineinzufahren). Sowohl Landschaft als auch die Atmosphäre im südwestlichen Zipfel Andalusiens war eine völlig andere als wir es bislang erlebt hatten. Das recht platte Land erinnerte mehr an Holland als an die Bergwelt, durch die wir in den vergangenen Wochen gereist sind. In Plastikplanengewächshäusern, die wir schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten, werden hier vornehmlich Erdbeeren angebaut. Frauen afrikanischen und arabischen Ursprungs warteten am Rande der wie mit dem Lineal gezogenen Straßen darauf, vom Erdbeerpflücken abgeholt zu werden. Da der Park Natural de Doñana eingezäunt und die Tore von der Guardia bewacht waren, nahmen wir zwecks Schlafplatzsuche ausnahmsweise unseren Reiseführer zu Hilfe und landeten auf einem Picknickplatz in einem Kiefernwäldchen, der allerdings relativ abgeranzt war. Während in „Mit dem Wohnmobil nach Südspanien“ öfters die Formulierung „Platz ist nachts sehr einsam“ zu finden ist, war uns dieser Ort eindeutig zu stark besucht. Die Shisha rauchenden Jungs oder die grillenden Mädels störten uns natürlich weniger, aber sobald die Dunkelheit eintrat, wussten wir nicht wirklich, ob es sich bei den Insassen der paar Autos, die später auf den Platz fuhren, nur um parkende Pärchen, oder um randalierende Halbstarke handeln würde. Die auf das völlig zerstörte Klohäuschen gesprayten Hakenkreuze schienen jedenfalls wenig vertrauenserweckend, und so machten wir schon abends unsere Karre komplett startklar, um im Notfall vom Bett auf den Fahrersitz springen und mit quietschenden Reifen abhauen zu können. Diesen unseren Fluchtplan mussten wir jedoch glücklicherweise nicht in die Tat umsetzen und so machten wir am nächsten Morgen einen kleinen Abstecher nach Almonte, ein mittelgroßes und ganz nettes Städtchen, aßen Erdbeereis zum Frühstück und trafen mittags wieder auf Martin und Kerstin, mit denen im Konvoi wir unseren Weg zur Küste fortsetzten. Wir trafen ein lustiges niederländisches Vater-Tochter-Gespann (ich gehe jedenfalls davon aus, dass es sich um Vater und Tochter handelte), die ihren Jaguar bis oben hin mit Camping-Equipment vollgestopft hatten um zusammen ins Blaue zu fahren, fanden abseits der Hotelhochburgen einen Parkplatz, auf dem wir die folgende Nacht verbrachten und ließen uns endlich wieder einmal Meerluft um die Nasen wehen.
Auf der Fähre hatten Martin und Kerstin zwei Tage zuvor eine Familie aus Offenbach kennengelernt: Tanja, Alex, Rufus (2 Jahre) und Ada (8 Monate). Per SMS verabredeten wir uns mit ihnen ein paar Kilometer weiter auf einem Parkplatz, wieder direkt am Meer, und schlugen für die nächste Nacht dort unser Lager auf. Der Strand war völlig belagert mit Spaniern, die den ersten Mai feierten und auch wir stürzten uns in die Fluten, aalten uns in der Sonne, sammelten Muscheln und ließen es uns gut gehen. Einzig doof waren die Mücken, die zu jeder Tages und Nachtzeit aktiv waren. Ständig mussten wir uns selbst hauen und wurden trotzdem völlig zerstochen. Der einzige, der mit nur zwei Stichen davonkam, war Oli-Boli. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat.
Nach einem Einkaufsabstecher in Mezagón, wo gerade ein kleiner Umzug von Frauen in Flamencokleidern, teils auf Pferden reitend, statt fand, bewegten wir uns am nächsten Tag von der Küste aus weiter gen Norden. Da an Pfingsten in dieser Gegend ein großes Treffen der Roma statt findet, begegneten wir auf der Fahrt vielen lustigen Menschen, die in ihren Trachten an Picknicktischen tafelten oder auf Pferdekarren die Straßen entlangfuhren und uns fröhlich zuwinkten. Auf der Karte hatten wir uns einen See als Etappenziel ausgesucht, an den allerdings leider keine Straße heranführten. Da es langsam spät wurde und die Kinder anfingen, Terz zu machen, haben wir letztendlich auf einem kleinen Berg angehalten und dort die nächsten zwei Tage verbracht. Landschaftlich war das zwar nicht gerade ein Highlight, aber mit drei Bussen, Teppichen und Kissen auf dem Boden, Sonnensegeln für den Tag und einer Feuerstelle für die Nacht wurde auch dieser Ort zu einem gemütlichen Zuhause, in dem wir alle zusammen eine schöne Zeit verbracht haben.
Da Richard, Ole und ich aber mit dem anstehenden Neumond Abschied von Martin und Kerstin feiern und langsam aber sicher unsere Heimreise antreten wollten, haben wir uns nach diesen drei Tagen wieder von den Offenbachern verabschiedet und mit unseren beiden Bussen die portugiesische Grenze angesteuert.
Die neu gebaute Straße über die Grenze stellte sich allerdings als eines von zahlreichen Junta-Projekten heraus, die auf riesigen Reklameschildern beworben wird, um schließlich im Sande zu verlaufen, in eben welchem EU-Subventionen in Millionenhöhe versickern. Die Herren von der Junta, der andalusischen Mafia, wie Martin sie nennt, freuen sich unterdessen über die Deals, die sie in Vetternwirtschaftsmanier abgeschlossen haben, ziehen sich auf ihre Fincas zurück und rauchen ihre Havanas. Oder so. Jedenfalls endete die Straße nach Portugal an einem kleinen Grenzfluss, über den dann leider keine Brücke führte. Das machte aber nichts, denn der Fluss war wirklich wunderhübsch. Wir parkten nahe des Ufers und hatten großen Spaß, von Spanien nach Portugal und wieder nach Spanien und nochmal nach Portugal und dann wieder nach Spanien zu waten. Die Frösche quakten wieder mal die halbe Nacht lang, der Sternenhimmel war klar und weit und am nächsten Tag, den 05.05.08, fuhren wir dann schließlich auf anderem Wege nach Portugal rüber, um dort wieder mal auf die Suche nach einem Platz am See zu machen. Was uns wieder nicht gelang, da die Pisten um den See herum mit Zäunen und Toren versehen waren. Und weil es wieder mal höchste Zeit war, Nunus und Milch für Ole zu kochen, blieben wir auf einer schönen bunten Wiese stehen. Nach einer Weile kam der Besitzer des Grundstücks vorbei, ein Bauer, der gerade seine Kühe nach Hause trieb. Der meinte glatt, „warum habt ihr das Tor denn nicht aufgemacht und seid an den See gefahren? Macht das doch morgen mal, da könnt ihr schön stehen.“ Und dass wir wenige hundert Meter von seinem Haus entfernt campierten, war überhaupt kein Problem für ihn. Sehr sympathisch.
Einige Meter von unserem Camp entfernt hat eine Storchenfamilie auf einem Strommast ihr Nest gebaut – eine architektonische Meisterleistung. Überhaupt haben wir in der vergangenen Woche, insbesondere auf den Kirchturmspitzen der Dörfer, echt viele dieser Vögel gesehen. Sind allerdings nicht von ihnen gebissen worden ;) Unsere Begegnung mit Alex, Tanja, Rufus und Ada hat uns gezeigt, dass wir mit einem Kind erst mal genug zu tun haben, da kann das zweite noch eine Weile auf sich warten lassen...
Abends erreichte uns dann eine SMS von Martins Cousin Sebi und seiner Freundin Jana: die beiden sind vor 4 Tagen von Xanten aus gen Süden aufgebrochen und überraschten uns nun mit der Neuigkeit: „Sind 300km nördlich von Sevilla, wo seid ihr?“ Und, nachdem wir unsere Koordinaten durchgegeben hatten, schrieben sie prompt: „Wir sind in 3 Stunden bei Euch“. Und so war das dann auch. Wir feierten also bei einem kleinen Neumondfeuerchen nicht nur Abschied von Martin, Kerstin und Paula, sondern auch das Wiedersehen mit Sebi, Jana und deren Hund Shiva und blieben bis spät in die Nacht bei Sekt und Rotwein draußen sitzen. Eine Gottesanbeterin gesellte sich zu uns, nahm auf meinen Knien und auf Kerstins Hand Platz, bevor sie dann leider in einer Kamikazeaktion ins Feuer flatterte. Puh-hu!
Überhaupt ist das hier wieder mal „Junglecamp“ pur. Nach einem erfrischenden Bad im See klebten kleine Würmchen an unseren Füßen und saugten sich daran fest und gerade eben, wo ich inzwischen wieder in Spanien, nun aber nicht mehr in Andalusien, sondern im Extremadura diese Zeilen tippe, kniff mich plötzlich etwas in einen meiner Zehen. Mit der Taschenlampe leuchtend entdeckte ich einen Tausendfüßler von etwa 15 cm Länge, der sich über unseren Teppich schlängelte und schließlich im Gras verschwand.
Abgesehen von solch ungebetenen Gästen haben wir wieder mal ein schönes Fleckchen zum Übernachten gefunden: Unterhalb der Ortschaft Alange stehen wir wenige Meter von einem weiteren schönen See entfernt. Es gibt Grillplätze und einen netten Spielplatz und eine Dusche, auf die ich mich schon freue...
Mittwoch, 7. Mai 2008
Donnerstag, 24. April 2008
24.04.2008 – Von heißen Quellen in den Hagel, von Höhlen an 'nen See


Wir waren also knappe 24h in Granada und können von uns behaupten, fast die ganze Stadt gesehen zu haben – von oben allerdings.

Knapp unterhalb der Alhambra haben wir unsere Busse auf einer Straßeneinbuchtung mit Aussichtspunkt anbei abgestellt. Während Martin und Kerstin die Alhambra in Angriff nahmen, spazierten wir Zottels in die Altstadt hinunter. Ganz nett, ganz sympathisch, und mit Sicherheit ist Granada eine Stadt, die einen längeren Besuch wert ist, vorzugsweise mit Unterbringung über den Hospitality Club oder in einer kleinen Pension. Mit bewohnbarem Fahruntersatz allerdings ist das ein bisschen schwieriger. Und so wusste keiner von uns so genau, was wir, einmal in Granada angekommen, dort so wirklich sollten und beschlossen, gleich am nächsten Tag wieder in die Countryside abzutauchen. Bevor wir die Stadt verließen, nahmen wir aber zunächst einen Abstecher in ihre Gewerbe- und Industriegebiete vor: Martin und Kerstin hatten von einem Schrottplatz gehört, auf dem man noch ein paar Euros für alte Autobatterien bekommen sollte, derer sie zwei an Bord haben. Außerdem gibt es dort einen Güterumschlagplatz, an dem täglich etliche Kilos Gemüse als „Abfall“ anfallen. Unglücklicherweise wollten die beim Schrottplatz entweder über hundert oder gar keine Autobatterien von uns. Und für die Gemüse-Abstaub-Aktion waren wir mindestens eine Stunde zu spät dran. Außer einigen Litern Diesel, die wir also umsonst verfahren haben, kam unterm Strich für uns zumindest das Wissen raus, beim nächsten Mal vor 10h dort zu sein. Und den Weg kennen wir ja jetzt auch... oder? (Nicht, dass ich mir das gemerkt habe, aber irgendwer von uns hat das doch – richtig?)
Als nächstes Etappenziel steuerten wir zunächst den Embalse Soundso an. Aber da der Himmel recht wolkenbehangen und das Seeufer nicht allzu heimelig aussah, sind wir gleich weiter gefahren: von der Alhambra in Granada nach Alhama de Granada. Selbiges ist, so unser Reiseführer, „die Stadt der heißen Quellen“ und da zog es uns angesichts nicht mehr ganz so rosiger Temperaturen hin. Kurz vor der Stadtgrenze folgten wir dem Schild „Los Baños“ und wanden unsere Busse entlang Felswänden zur Linken und einem Flusstal zur Rechten den Berg hinauf. An einer Wegkreuzung ging dann rechts scheinbar ein Privatgrundstück ab, mit einem Torbogen und allerhand Verbotsschildern versehen, links ging's weiter einen Feldweg hinauf, an dessen Rand wir wenige Meter weiter bergaufwärts parkten.

Mit ihren grün bewachsenen Feldern auf netten kleinen Hügeln war die Landschaft dort nahezu stereotyp irisch.



Mit etlichen Regentagen, die folgen sollten, das Wetter allerdings auch. Aber ich mag das. Genau richtig, um mit ner Pulle Sekt extreme Abflexing in the Hot Pool zu betreiben, das ist seit jeher eine meiner allerliebsten Disziplinen, die beherrsche ich wie sonst nur wenige Mitstreiter. Auch wenn Ole, Richard, Martin und Kerstin sich als würdige Konkurrenten erwiesen. Die heiße Quelle befand sich im Übrigen hinter dem oben erwähntem Torbogen, in nächster Nähe zu einem Hotel, das elitär zu sein versuchte, was ihm angesichts der Plastikstühle mit Schöller-Eis-Aufdruck und des dazu gehörigen Eiscreme-Verkaufsautomaten auf der Terrasse nicht ganz gelang. Wir sind da gleich mal zu Rezeption reingestiefelt und haben gefragt, wie das denn sei, mit dem Baden hier. Der Mann am Tresen gab uns daraufhin ne Preisliste in die Hand und umkringelte einen Betrag von 23,36€. Pro Person pro halbe Stunde. Ich habe nicht ganz verstanden, wofür genau wir das hätten bezahlen sollen, die wirklich für uns relevante Information gab der nette Mann uns aber im Anschluss und gratis dazu: die Quellen da draußen sind öffentlich. Na also. Ungeachtet des Mülls, den vor uns dort badende Menschen leider dort hinterlassen hatten(Wachstropfen auf den Steinen ließen vermuten, dass insbesondere abends dort die Luzie abgeht), saßen Richard, Ole und ich keine 10 Minuten später mit einigen anderen Opis da drin, während Martin und Kerstin noch auf Kraxeltour im Flusstal waren und nach abgelegeneren heißen Quellen suchten. Diese aber nicht fanden. Weshalb sie sich kurze Zeit später zu uns gesellten. Stunden später im Anbruch der Dämmerung dann noch ein Lager- und zwei Kaminfeuerchen bei den Bussen und die Welt ist in Ordnung. Und nirgendwo hört sich Regen so gemütlich an wie unterm Busdach in warme Decke gekuschelt, finde ich. „Home is where we park our cars.“
Was die genaue Parkplatzsuche angeht, müssen Richard und ich allerdings noch ein kleines bisschen üben, haben wir festgestellt. Sonst verwandelt sich unser zu Hause bei irischen Wetterverhältnissen schnell zu einer Matschburg. Die sich zudem noch im Schlamm festzufahren droht. Aber von vorne: Nachdem es zwei Nächte lang kräftig geregnet hatte und – oh Wunder! - in dem direkt neben unserem Stellplatz liegenden scheinbar eingetrockneten Bachbettchen wieder ein Flüsschen floss, hatte sich der Boden unter unserem Lager in eine unsäglich klebrige und schwere Masse verwandelt. Ich trat also am zweiten Morgen vor die Tür und hatte sofort um mehrere Zentimeter dickere Sohlen unter den Füßen als sonst, die nicht nur etliche Kilos mehr wogen, sondern dazu auch noch volle Kanne rutschig waren. Stiefelte zur Kochstation, beschloss, den Kocher und die Gasflasche reinzuholen und drinnen Tee (Richard), Milch (Ole) und vor allem Kaffee zu kochen, weils draußen zu windig war. Und eierte dann auf meinen 5cm-Matsch-Plateau-Absätzen mit 15kg-Gasflasche in der rechten und Kocherköfferchen in der linken Hand wieder zurück zum Bus. Noch heute höre ich Bruce Dernell in meinem inneren Ohr, wie er mir sagt: „Die Gaskocher muss lebendig sein.“
Da wir an jenem Donnerstag weiterfahren wollten, haben die Jungs erst mal unsere Reifen mit Steinen und Bambusrohren, die da glücklicherweise rumlagen, umlegt.

Dann mit Schwung und ein bisschen Anschieben da drauf und aufs Trockene rüber. So haben wir uns nicht festgefahren, sondern statt dessen unseren Weg nach Alhama fortgesetzt und dort die Stadt und vor allem den unter der Stadt gelegenen Canyon erkundet.


Hier haben die Frauen laut Infotafel bis in die 80er Jahre ihre Wäsche in aus Stein gehauenen Becken mit Wasser vom Fluss gewaschen. Heute leiten sie dann lieber direkt von ihren Häusern aus ihr Abwasser in den Fluss – zumindest riecht es stellenweise so. Überhaupt erzählte uns ein lustiges kanadisch-portugiesisches Pärchen, die wir bei der Quelle getroffen hatten, dass sich die Landschaft in den zwei Jahrzehnten mülltechnisch sehr zum Schlechten verändert hätte. Nach wie vor kann ich die spanische Handhabe in Punkto Müll nicht nachvollziehen...
Zurück im Städtchen haben wir dann kurz eingekauft und später wenige Kilometer weiter im Wald und an einem kleinen See für die nächsten paar Tage campiert.

Es war dort dank Laub und Ästen auf dem Boden nicht matschig, auch wenn der See im Laufe der Zeit ein beträchtliches Stück näher rückte.

Es gab einen Tisch, über den eine Plane gespannt und auf dem im Folgenden gekocht wurde. Ich entdeckte meine völlig in Vergessenheit geratene Freude am Holzhacken wieder, holte mir glatt Blasen an und Muskelkater in den Händen dabei und ignorierte vor lauter Enthusiasmus den Hagel, der inzwischen eingesetzt hatte. Thymian wuchs entlang des Ufers. Enten schnatterten. Pilzsuchende Opas kamen vorbei und erzählten uns Dinge, die wir leider nicht verstehen konnten. Die Feuer brannten in den Bussen und Gemüsebrühe dampfte in unseren Tassen. Es war wirklich gemütlich, bei Regen im Wald. Es gab auch kaum Ohrenkneifer. Nur Ameisen. Aber die sind ja quasi überall. Zu Ohrenkneifern wollte ich noch erzählen, dass mir an ihnen immer wieder bewusst wird, dass ich in diesem Leben wohl kein Buddhist werden werde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das, was da in meiner Kaffeetasse schwimmt, vielleicht eine Reinkarnation meines Opas ist. Und die Viecher ersaufen gerne in Kaffeetassen, was einem das Vergnügen, den letzten dicken Blopp süßen Milchschaum mit Kaffeeschlieren in den Mund plumpsen zu lassen, gänzlich raubt... Aber das nur am Rande.
Nach einigen recht ereignislosen Tagen (waren es zwei? Oder drei? Immer wenn es regnet, fehlen mir nachher bei meiner Rekonstruktion ein paar) sind wir dann von unserem Waldlager wieder aufgebrochen, ohne eine genaue Ahnung zu haben, wohin genau wir fahren wollten. Grob in Richtung Westen jedenfalls. Die Landschaft war ziemlich stark kultiviert, wir suchten weitere heiße Quellen in „Banos de Vilo“, aber da gab es laut Dorfbevölkerung nur kalte. Es regnete unentwegt, wir hatten gar keine Lust, aus unseren Karren auszusteigen, die Feldwege, die von der Straße abgingen, schienen allesamt direkte Zufahrten zu kleinen Plantagenhäusern und damit ungeeignet zum Wegelagern zu sein und wir fanden uns in der Dämmerung direkt auf die mächtigen Felswände des Torcal-Gebirges zusteuern, deren Spitzen in dicken Wolken verschwanden. Am Fuße dieser Felswände haben wir dann an einen Picknickplatz gehalten und dort die Nacht verbracht. Für einen Notstop ein spektakuläres Plätzchen.



Überall wächst hier wilder Fenchel, nebst zahlreichen Distel-, Kakteen- und Orchideenarten. Die Glocken einer Ziegenherde klangen vom Berg hinunter, der Wind pfiff uns um die Ohren und in unser Ofenrohr, der Regen tropfte daran herunter, Richard qualmte beim Versuch, den Kamin zu entzünden, die ganze Bude voll, Ole und ich mussten bei Martin und Kerstin Asyl suchen und Richard noch einmal umparken, bis unser Feuerchen in Gang kam und auch in unserem Bus einem gemütlichen Restabend nichts mehr im Wege stand. Es blitzte und donnerte um uns herum, aber schließlich hörte es auf zu regnen. Der Vollmond kam hinter den Wolken zum Vorschein und am nächsten Tag konnten wir unsere Tour endlich mal wieder bei Sonnenschein fortsetzen.

Unser weiterer Weg führte uns dann in ein seenreiches Berggebiet und zunächst in das kleine Dörfchen El Chorro, hinter dem riesige Felsen einen Anblick zum Niederknien bieten.


Ach, könnte ich besser klettern, hätte Equipment und jemanden dabei, der einen Vorstieg machen kann... Vielleicht sollte ich zu Hause noch einige Trainingseinheiten in der Kletterhalle absolvieren, bevor wir das nächste Mal dort hin fahren... Fest steht jedenfalls, dass diese Ecke Andalusiens Orte aufweist, die ich immer wieder aufsuchen möchte. Von El Chorro aus sind wir auf der Suche nach Höhlen, die in unserer Karte eingezeichnet waren, weiter die Berge hoch gefahren, bis wir an einem Stausee angelangten, unsere Busse parkten und die Felslandschaft zu Fuß erkundeten. Irgendwelche Ruinen sollten dort sein, wussten wir dank des „Plano de situación“, der in El Chorro aushing. Und während ich so von Felsbrocken zu Felsbrocken hüpfte, wurde mir schlagartig bewusst, dass es sich bei eben jenen Felsen um nichts anderes als um die Ruinen längst der Zeit zum Opfer gefallener Häuser handelte, die in die Felsen hineingezimmert worden waren. Faszinierend zu sehen, wie fließend die Übergänge zwischen natürlichen Strukturen und menschgemachten Bauwerken dort sind. Ich hätte noch stundenlang auf archäologische Entdeckungsreise gehen können, aber der Tag neigte sich langsam aber sicher seinem Ende entgegen: Zeit, ein geeignetes Plätzchen zum Wohnen zu finden. Glücklicherweise mussten wir nicht lange suchen: nur wenige hundert Meter entfernt, am Fuße der Stauseemauern, tat sich am Rande eines duftenden Kiefernwäldchens eine kleine Wiese mit Blick auf den grün bewachsenen Nachbarberg auf.



Bis in die Nacht hinein hörten wir das Blöken und Mähen von Ziegen und Schafen aus dem Tal unter uns, der Wind rauschte in den Kieferzweigen, die unser Busdach kitzelten und in dieser nächtlichen Geräuschkulisse wurde mir klar, dass dies die Geräusche sind, die seit vermutlich hunderten von Jahren und mehr in diesem Tal vorherrschend sind: Schafe, Ziegen und der Wind.


Am nächsten Tag habe ich dann meine Streifzüge durch die prähistorische Vergangenheit Andalusiens im Alleingang fortgesetzt, bin Felsen rauf und wieder runter gestiegen und habe versucht, mir ein möglichst umfassendes Bild der recht unübersichtlichen Höhlenlandschaft zu machen. Leider habe ich keine weiteren Hintergrundinformationen über dieses Gebiet, etwa wie viele Höhlen es insgesamt gibt und wie viele Menschen dort in welchem Zeitraum gewohnt haben. Werde bei nächster Gelegenheit mal danach googeln.
Um den Berghang von unten überblicken zu können, habe ich auf einem Steinkreis tiefer im Tal pausiert. Mich überkam endlich mal wieder Lust, Yoga zu machen. Insbesondere habe ich lange in meiner Lieblingsasana (=Yogaposition), der Totenstellung (ausgestreckt liegen in Rückenlage), verharrt. Die beherrsche ich ziemlich gut. Von dort aus bin ich dann wieder in eine von zwei Lieblingshöhlen raufgeklettert. Deren Felswände sind schwammartig löchrig, ganz anders als die der anderen Höhlen. Sie schreien gradezu danach, Teelichter in den vielen Löchlein brennen zu haben. Habe mir glatt überlegt, die nächsten sieben Jahre dort einzuziehen, mich von Löwenzahn zu ernähren und über Gänseblümchen zu meditieren („Ich bin ein Gänseblümchen im Sonnenschein...“).


Zurück am Lager berichteten Martin und Kerstin von ihrer Tagestour in die nähere Umgebung. Sie hatten eine weitere Höhlenlandschaft und in einer dieser riesigen, kathedralenartigen Höhlen tatsächlich einen ziemlich großen Lehmofen gefunden.


Darum planten sie für die nächste Nacht, dort Feuer zu machen, Pizza zu backen und zu schlafen. Wir sind also am nächsten Nachmittag mit unseren Bussen ein Stück weit den Berg runter gefahren, haben geparkt und sind dann nach wenigen Minuten Wanderung bei dieser Höhle angekommen, wo Kerstin sich gleich ans Großreinemachen und Martin ans Holz hacken begab.


Bis auf die Tatsache, dass diese Höhlen in der Einflugschneise des Malagaer Flughafens liegen, kann man hier richtig gut Steinzeitmensch spielen.

Allerdings stellte ich in den letzten Tagen und Wochen fest, dass es Ole abends nach Hause in die grüne Minna zieht. Bei all den vielen Eindrücken, die der kleine Mann täglich mitbekommt, hielt ich es darum für keine allzu gute Idee, unser Nachtlager in der Höhle aufzuschlagen. Nicht, dass ich das nicht auch gewollt hätte, es ist wirklich toll dort oben. Aber wir verschieben das lieber auf eine Zeit, in der Ole, wenn gefragt, ob er dort schlafen will, mit leuchtenden Augen „Jibbiejibbieyeah!“ antwortet und bereitwillig seinen eigenen Schlafsack dort hinauf tragen kann, statt den Weg auf Mamas Arm zurückzulegen.
Unsere Lager haben sich also getrennt und wir Zottels sind in die nächstgrößere Ortschaft, nach Ardales, gefahren.

Auf dem Weg dorthin bot sich uns mal wieder ein völlig anderer Anblick als Minuten zuvor in der Höhlenwelt. Die Landschaft ist hier wirklich unglaublich abwechslungsreich: die grauen, schroffen und kargen Felswände hinter El Chorro einerseits, die grünbewachsenen Täler und Berge andererseits, die bizarren Höhlenlandschaften und dann: von Feldern und Wiesen umsäumt die glatte, türkis-blaue Oberfläche eines wunderschönen Sees. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich als Fisch Aszendent Krebs umgeben bin von drei gehörnten Bergtieren (Widder, Stier, Steinbock) und dass ich mal wieder eine Weile am Wasser verbringen möchte.

Also haben Richard, Ole und ich unseren Bus am Seeufer abgestellt. Ein Schäfer trieb seine Herde mit lautem Geblöke direkt an uns vorbei zu ihrem Unterstand und Ole hätte sich ihnen fast angeschlossen.

Nachts lauschten wir der Kakophonie für 53 Enten und 76 Frösche in cis-moll und hockten bis spät in der Nacht am Wasser. Leider ist das Ufer ein bisschen müllig; Richard und Ole scouten grade nach einem saubereren Stell- und Badeplatz, und ansonsten nehm ich mir gleich mal unsere Schüppe und nen Müllsack und angel Plastikflaschen aus dem Wasser...



Dienstag, 15. April 2008
05/11.04.2008 – „Life's like a box of chocolates“ und: welcome to freak valley







































Vielleicht gibt es Stimmen, die behaupten würden, dass wir bekloppt sind, wenn wir kraxeln, wo wir kraxeln; definitiv gibt es aber welche, die sagen würden, dass wir vollkommen verrückt sind, dass wir rumfahren, wo wir rumfahren. Man sollte als Hintergrundinfo wissen, dass das Land hier vor nur wenigen Jahrzehnten hauptsächlich erschlossen war für den Eselkarrenverkehr. Wir sind also am Montag, den 31.03.2008 von unserem Berghang, auf dem wir schon angefangen hatten, uns heimisch zu fühlen, weiter jene Schotterpiste entlang gefahren, auf der wir vier Tage zuvor links abgebogen und uns auf der Oregano- (oder war es doch Thymian? Lecker, jedenfalls) Wiese abgestellt hatten. Die grüne Minna voran fanden wir uns nach einer Kreuzung vom Hauptweg abgekommen auf einer schmalen Straße wieder, die sich den Berg entlang wand und die anscheinend vornehmlich und wenn überhaupt von Jeeps befahren wurde. Ohne Wendemöglichkeit, versteht sich, beziehungsweise: die erste Möglichkeit ergab sich auf einem kleinen Privatgrundstück, deren Pforten glücklicherweise offen standen und die nur mit einem Schild versehen waren: bitte Tore wieder schließen, wegen der Tiere. Waren aber weder Tiere noch Menschen da, also sind wir, nachdem Kerstin und Richard die weiteren Straßenverhältnisse evaluiert und für ausreichend gut gefunden hatten, auf der Piste geblieben und einfach durch das Grundstück durchgefahren. Ich hätte gedacht, nach der nächsten Kurve kommt eine Abzweigung, die uns direkt und easy den Berg runter ins Tal und dann auf den nächsten Berg hinauf führt. Aber ich hatte bis dato ja auch keine Ahnung, was es so mit Straßen in den Bergen auf sich hält. Wie war das: „You know my mom used to tell me: Life's like a box of chocolates. You never know what you're gonna get.“ Statt west- und talwärts ging's nämlich erst mal wieder gen Osten und bergauf. Ich muss zugeben, streckenweise mit vor den Augen zusammengeschlagenen Händen auf dem Beifahrersitz gesessen zu sein und „Uiuiuiuiui!“ gestammelt zu haben: „Uaaah, der Stein da rechts, ajajaj, das Schlagloch links, und der Baum da vorne, passen wir da drunter überhaupt durch?“ Inständig betete ich um eine Asphaltstraße. Aber letztendlich ist der Tatsache, dass solche Aktionen nur im Schritttempo durchzuführen sind, zu verdanken, dass es vermutlich weniger riskant ist, eine solche „Cross-Camping-Tour“ zu veranstalten, als zur Rush-Hour die Aachener Straße zu überqueren. Wir sind jedenfalls nach einer Weile und nachdem wir mit unserem Motorradträger nur einmal noch aufgesetzt hatten (Drempels sind schlimmer), bis auf ein paar Kratzern im Lack heil zurück auf der Hauptstraße und bei einem wunderschönen Wasserfall ausgekommen. Martin hat sich gleich nackig gemacht und geduscht. Ich bin sonst ja keine Frostbeule, aber das wäre mir echt zu kalt gewesen. Wir haben unsere Kanister aufgefüllt und sind nach einer kleinen Rast weiter und mittlerweile doch auf der anderen Seite des Tals angelangt, wieder bergauf gefahren. Im Folgenden gestaltete sich die Weiterfahrt und Schlafplatzsuche dahingehend als schwierig, als dass wir einem altbekannten Phänomen im zwischenmenschlichen Bereich erlegen sind: 5 Menschen, ein Hund, 7 Meinungen. Wir landeten wiederum auf einem Steinkreis direkt an einer Straße, der jedoch diesmal weder zum Korn ausschlagen, noch für religiöse Zwecke, sondern als Hubschrauberlandeplatz gedacht war. Kam aber in jener Nacht keiner an. Die Muddis und Omis aus dem nahe gelegenen Dorf spazierten mit ihren Hündchen an uns vorbei, während Ole seine Autos auf den Pflastersteinen fahren ließ: „Que guapa!“ Weder Junta noch Guardia Civil störten unsere Nachtruhe und so konnten wir am nächsten Morgen kaffeetrinkend die Aussicht auf Berge und Täler genießen, bevor wir uns ganz entspannt auf die Weiterfahrt gemacht haben.
Durch kleine Wäldchen führte unser Weg dann zunächst nach Trévélez, dem höchsten Dorf Spaniens, auf 1xxx Metern. Auf den Bergkuppen, die das Dorf umgeben, lag Schnee, wir sind hingegen in T-Shirts und kurzen Hosen durch die Straßen gelaufen, haben Müll und Altglas entsorgt und unsere Vorräte aufgestockt. Anschließend fanden wir sogar eine Tankstelle, an der wir ohne Probleme und Papierkram eine Butanflasche kaufen konnten. Jetzt müssen wir weder mit Gas knappsen, noch jedesmal zum Kochen ein Feuerchen in unserer „neuen“ Feuerschale machen, die Kerstin in der Laurárer Klosterruine fand. Letzteres ist zwar eine sehr gemütliche Sache, nur ungünstig, wenn's mit Oles Abendmilch mal schnell gehen soll. Von der Hauptstraße in ein weiteres Tal abbiegend, landeten wir in einem sehr schnuckeligen und friedlichen 250-Seelen-Dorf, lustwandelten zwischen den kalkweißen Häuschen – viele mit blühenden Gärten versehen – in den schmalen Gassen, über die sich Olivenbäume neigten und Rosensträucher rankten, ließen Olchen an der Wasserstelle planschen und hielten mit einem alten Mann – so gut das ging – einen kleinen Schnack. Auch die wenigen anderen Dorfbewohner, denen wir begegneten, waren sehr entspannt und am liebsten hätte ich mich spontan selbst zum Essen eingeladen bei einer Frau, die grade auf ihren Balkon trat um eine Zigarette zu rauchen. Vor ihrer Haustür hingen getrocknete Chilischoten und von dahinter kamen schwere Duftschwaden von irgendwas mit Olivenöl und Knoblauch auf die Straße geweht.
Naja, wir sind dann aber doch nicht zum Essen geblieben, haben nur „Hola“ gesagt und sind dann weitergefahren. Schade eigentlich. Ein Stückchen Schotterpiste weiter talwärts, entlang eines wunderschönen Gartens mit Oliven, Mandeln, Orangen, Bohnen, Tomaten, Salat, Erdbeeren und mehr, gelangten wir kurze Zeit später auf ein schönes Plätzchen mit Blick auf das Tal und die gegenüberliegenden Bergwandbuchten. Dieses Wort gibt es laut Rechtschreibüberprüfung von NeoOffice nicht. Macht aber nichts, denn „NeoOffice“ erkennt NeoOffice auch nicht. Und „Bergwandbuchten“ beschreibt das, was vor uns lag, nun mal am Besten. Ein Wanderweg schlängelte sich daran entlang, die Felsen wiesen bizarre Formen auf und das Echo eines Schusses kam gleich 5mal, wie ein Donnerdrummel, zurück. Auf unserer Seite des Tals war die Natur gerade wieder dabei, sich die mühsam angelegten Terrassen zurückzuholen. Wilde Orchideen, Eidechschen, Schmetterlinge, Bienensummen und Heuschreckenzirpen überall. Morgens kam, sehr zu Oles Freude, ein Bauer auf einem Trecker mit Hänger und einer kleinen Raupe darauf, vorbei, stellte seinen Traktor vor unseren Bussen ab, stieg in die Raupe um, bugsierte sie gekonnt vom Hänger auf einen Erdwall auf die Straße und fuhr weiter den Berg runter. Ich habe einen halben Wildschweinschädel gefunden, mal sehn, was ich mit dem Zahn, dem ich dem Ferkel gezogen hab, anstelle. Unsere weiteren Mitbringsel: Ofenrohre für Martin und Kerstin, Winkel für den Dachgepäckträger, den Richard uns früher oder später basteln will, ein paar Zuckerrohrstangen von einem Mann, der ebenfalls morgens in seinem Kastenwagen vorbei kam und am Hang stehend seine Arbeit verrichtet hatte, einen dicken Bund Pfefferminze, die am Bach wuchs und einen Ziegenschädel, den wir noch dekorativ vorne an unserer grünen Minna anbringen wollen.
Weil Donnerstags aber Markt im wenige Kilometer entfernten Orgiva ist, haben wir nach zwei Tagen unser Lager am Hang verlassen und uns zurück in die Zivilisation begeben. „Welcome to freak city“, sagte Kerstin, als wir in der Stadt ankamen, angesichts der Typen, die wir vom Bus aus sahen. Und eben jene Freaks dachten vermutlich, als sie unsere Busse sahen: „Ah, da kommen noch welche“. Ob es sich bei den ganzen Hippies auf den Straßen Orgivas um Marktbesucher aus dem nahegelegenen FreakVillage Beneficio oder um hängengebliebene Besucher des vor kurzem stattgefundenen DragonFestivals handelt, war nicht klar auszumachen. Wir sind jedenfalls sowohl zu spät zum Markt (schade), als auch zu spät zum Festival in Orgiva angekommen. Letzteres, meinten die zwei Münsteraner vom Playazol, die wir prompt vor einer Heladeria wiedergetroffen haben, sei allerdings kein großer Verlust. Drei Tage lang ununterbrochenes BumBumBumBumBum sind ja außerdem seit jeher nicht mein Ding. Trotzdem sind wir nach Geschäftsschluss in Orgiva zur wenige Kilometer entfernten FestivalWiese gefahren, auf der Conny und Maria seit nahezu 2 Wochen etwas weiter ab von Schuss vor einer Felswand in der Nähe einer Staumauer stehen, und haben uns in ihrer direkten Nachbarschaft angesiedelt. Schwer zu schätzen, wie viele Busse hier inzwischen noch stehen, vielleicht 30 oder 40? – das Gelände ist relativ groß und so verläuft sich das. In jedem Fall scheint ungefähr pro Bus mindestens ein Hund mit am Start zu sein – Paula kriegt also mal wieder genug Gelegenheit, Artgenossen kennenzulernen... Und auch wir lernten ein französisches Pärchen kennen, die mit ihren beiden Kindern in einem fetten Truck wohnen und mit denen zusammen Martin und Kerstin einige Monate zuvor bereits unterwegs waren. Auf dem DragonFestival hatten sie einen T-Shirt-Stand gemacht und nun bleiben sie noch eine Weile in netter Gesellschaft hier, bevor im Mai das nächste „Technical“ in Frankreich für sie ansteht. Bei ihrem Stellplatz, weiter vorne auf dem Gelände, herrschte inzwischen ein bisschen Endzeitstimmung, wie das halt so ist nach Festivals, aber an unserem Stellplatz wurde es ziemlich schnell sehr muckelig, besonders, nachdem Richard und Martin ringsum Fackeln für die Nächte aufgestellt hatten.
Samstags haben Richard, Ole und ich noch eine Radtour zurück nach Orgiva gemacht um Pizza essen, Radler trinken und einkaufen zu gehen sowie Richards MacBook im Hinterhof einer schönen kleinen Artesaria sitzend ans Internet anzuschließen und uns mit dem Rest der Welt zu verbinden. Zurück an unserm Lager haben wir eine Matrazenwiese vor den Bussen aufgebaut, und Sterne Zählen hat nicht nur Ole, sondern auch den Rest der Mannschaft in Minutenschnelle ins Traumland katapultiert.
Da wir gehört hatten, dass am nächsten Tag Flohmarkt in Orgiva (vielleicht aber auch in einem anderen Städtchen in der Nähe) sein sollte, haben wir Zottels uns sonntags wieder auf die Räder geschwungen und uns am Flüsschen entlang auf den Weg in die Stadt gemacht, bis wir vor den Toren einer Orangenplantage auf Kerstin trafen. Die hatte sich schon vor uns zu Fuß auf den Weg gemacht und befand sich bereits wieder auf dem Rückweg. Flohmarkt war nicht, dafür wartete sie nun darauf, dass die laut kläffenden Hunde des Plantagenbesitzers jenen aus seiner Hütte rufen würden, denn unter den Bäumen lagen tonnenweise Orangen, die bald aufgehoben werden mussten, wenn sie nicht verfaulen sollten. Nach einer Weile kam der Besitzer dann auch raus, in verschwaschenen Jimmy Hendrix-T-Shirt, mit Dreitagebart im Gesicht und Kippenstummel im Mund. „Nadaaaa“, nuschelte er, als wir uns, nur wenige Minuten später und um einige Kilos Orangen reicher, bei ihm bedankten und wieder den etwa 30minütigen Heimweg antraten, auf dem wir natürlich schon bald eine ausgiebige Pause zwecks Orangenessens einlegten. Abends kamen uns die Franzosen zum Neumondfeuer besuchen und montagsmorgens verabschiedeten sich die Münsteraner. Ihr Stellplatz blieb leer, das Wetter wurde schlechter, Wolken zogen auf und bei mir stellte sich der „Nach-dem-Festival-Blues“ ein, obwohl wir ja überhaupt gar nicht auf dem Dragon waren. Es fing an zu regnen, die Jungs mussten ihre Ofenbauaktion unterbrechen (Martin hat sein lange anstehendes Vorhaben, einen Ofen auf Steinen und Matsche zu bauen, erstmals in die Tat umgesetzt – so halb jedenfalls...), und ich habe prompt unsere Altglastonne umfunktioniert: innerhalb kürzester Zeit war diese randvoll mit Regenwasser, was angesichts der Tatsache, dass wir länger schon nicht mehr unsere Wasserkanister aufgefüllt hatten, sehr praktisch war: Händewaschen oder eben mal 'ne Tasse ausspülen: kein Problem und auch der große Spül wird vollautomatisch vorgewaschen. Vielen Dank! Ole findet's auch gut, mit den Armen bis zu den Achselhöhlen in der Tonne zu stecken und nach Herzenslust zu planschen. So muss er zwar dreimal täglich komplett umgezogen werden, aber wir haben ja genug Klamotten für ihn dabei. Dumm nur, dass wir auf den Wetterumschwung insofern nicht vorbereitet waren, als dass wir nicht wirklich viel trockenes Holz für ein gemütliches Feuer im Kamin an Bord gehabt hatten. Für ein kleines Feuerchen hat's aber gereicht und so habe ich mich mal wieder mit einem Buch (diesmal: Erich Fromm: „Die Furcht vor der Freiheit“) im Bus verkrümelt. Allerdings muss ich zugeben, dass 60 Seiten Reformationsgeschichte mir nicht ganz so leicht von der Hand gehen wie 500 Seiten Roman. So musste ich ab und an eine Pause vom Philosoph-in-der-Regentonne-Spielen machen und statt dessen mit Martin, Kerstin und Richard eine Runde futuristisches Ich-packe-meinen-Koffer unter der Plane zwischen den Bussen einlegen...
Mittlerweile ist schon wieder Donnerstag, nein Freitag, 00:59h sogar, wie Richard und ich eben festgestellt haben – wo ist die Zeit geblieben? Wie die Regentropfen beständig auf unser Busdach tropfen, vergeht Tag um Tag um Tag. Der Fluss ist um ein vielfaches breiter geworden, das Wasser jenseits der Staumauer steht bis etwa einen Meter unterhalb ihres Randes. Vor wenigen Tagen noch war der Stausee hingegen praktisch nicht vorhanden. Die Straßen sind vermutlich zu matschig, als dass wir uns jetzt auf die Weiterfahrt machen wollen würden. Martins und Richards Ofen ist fertig, auch wenn wir zwischenzeitlich befürchten mussten, dass er einem kleinen Wasserlauf zum Opfer fallen würde, der sich spontan am Rande „unseres“ Platzes gebildet hatte. Nachdem aber jemand kam und an den Schleusen der Staumauer gedreht hatte, ist dieser Rinnsal wieder verschwunden und morgen wird der Ofen eingeweiht und eingeheizt.
Zum Markt waren wir heute tatsächlich pünktlich, für 10€ haben wir so viel Gemüse gekauft, wie wir in Oles Karre packen konnten... unter anderem: vier Galiamelonen, zusammen für einen Euro, eine Riesentüte Mangold, ebenfalls 1€ und ultra-leckere Avocados für 1,40. Nicht das Stück, natürlich: das Kilo. Orgiva gefällt mir richtig gut, selten habe ich in einer so kleinen Stadt so viele Hippies auf einem Haufen gesehen. Danach noch einen Abstecher zum Wasserholen nach Lanjarón, vermutlich dem Andalusischen Volvic-Äquivalent. Wir füllen sämtliche Behältnisse auf und waschen gleich schon mal unser Gemüse. Mit der Zeit fallen einem, das Busleben betreffend, immer mehr Tricks ein, so wie auch Wasser, Wärme und Strom ganz neue Bedeutung gewinnen. Das kommt ja nämlich nicht eben einfach mal so aus der Leitung. Klar habe ich mir besonders in den vergangenen paar Tagen öfters mal eine heiße Badewanne gewünscht, aber im Großen und Ganzen habe ich mich inzwischen voll und ganz daran gewöhnt, dass unser Haus eben ein kleines bisschen anders ist, als anderer Leute Wohnungen. Von mir aus, habe ich heute nach dem Einkaufen festgestellt, könnte das jetzt erst mal noch lange Zeit so weitergehen. Mit den Lebensmitteln, die wir gerade an Bord haben, könnten wir, wenn's hart auf hart kommen würde, bestimmt einen Monat lang auskommen und mehr als das und frisches Wasser brauchen wir ja nicht – abgesehen von Brennholz oder Sonne. Die wäre auch mal wieder nicht schlecht, jetzt, wo der Sonnenbrand auf meiner Nase abgeklungen ist...
14.04.2008
...und am nächsten Tag hatten wir tatsächlich Sonne, ein bisschen jedenfalls. Der Ofen wurde eingeweiht und Martin hat Brot gebacken, was eine Wohltat war nach all dem Baguette-Fluff, der hier als Brot verkauft wird: eine Scheibe und ich war satt! Und lecker war's dazu, mit Kräutern, die wir ja eigentlich für Oregano gehalten hatten, aber irgendwie isses es das nicht. Wir brauchen dringend mal ein Planzenbestimmungsbuch, das geht nicht an, dass wir Oregano nicht von Thymian oder Rosmarin unterscheiden können... Ich habe leckere Energiebällchen gebastelt, quasi als Prototypen für kommende Festival-Verkaufsaktionen, die wir uns vorgenommen haben. Wir haben außerdem in Orgiva schönes Garn gekauft und damit einige Knüpfversuche gestartet wobei ich zugeben muss, dass ich noch ein bisschen üben muss – aber warum wag ich mich auch gleich an ein relativ kompliziertes Muster ran, statt erst mal die Grundknoten richtig zu lernen... In einem Baum haben wir eine Holzperlenkette gefunden, die wir gut gebrauchen können.
So verging die Zeit am Flussbett wie im Flug und wir mussten uns am Sonntag, den 13.04.2008 fast ein bisschen zur Abreise treten. Wirklich weit weg von Orgiva hat es uns allerdings noch nicht gezogen: Zwischen den das Städtchen umgebenden Bergen gibt es ein wunderschönes Tal, in dem sich vor etlichen Jahren einige Hippies angesiedelt hatten; seitdem wohnen dort – vermutlich mit recht hoher Fluktuation – ein paar Aussteiger in alten Häuschen, die sie sich wieder zurechtgemacht haben, in Tipies, Jurten und in selbstgebastelten Hütten. Würden letztere in einer anderen Umgebung, etwa am Rande einer Stadt, stehen, würde man mit Sicherheit denken: „Wie kann man in so etwas wohl wohnen?“ Hier lautet die Antwort darauf wohl: „Sehr gut sogar.“ Zahlreiche kleine Wasserläufe fließen die Berge hinunter, der Wald liefert Brennholz, die Solarzellen am Hang Strom und die Shitpits sind sauberer als so manches WG-Badezimmer, einschließlich meinem eigenen. In den kleinen Gemüsegärtchen sprießt so allerhand, entlang der Wege wachsen Brombeersträucher und Feigenbäume, es gibt eine Panaderia und einen netten Menschen, der Ziegenkäse macht und verkauft. Auch die meisten anderen Menschen dort, seien es „permanent residents“ oder Reisende, waren größtenteils sehr sympathisch. Gleich auf dem Weg von Orgiva nach Benefio haben wir einen älteren Typen mit Bart und langen Haaren am Straßenrand stehen sehen, der so nett aussah, dass ich gleich gesagt habe: den nehmen wir mit! Dank ihm haben wir auch gleich ins Tal gefunden, denn ausgeschildert ist das nicht. Michèl stellte sich als sehr angenehmer Zeitgenosse raus, freundlich, ruhig und ein bisschen weise – ich hätte noch gerne länger mit ihm auf einer Wiese gesessen und mir Geschichten aus seinem Leben angehört, von denen er zweifelsohne eine Menge zu erzählen hatte. Und überhaupt muss zugeben, mir die Leute dort ganz anders, freakiger oder verdrogisierter vorgestellt zu haben. Tatsächlich kamen sie mir trotz eindeutig hippiesken Schlag, teils „normaler“ vor, als so mancher Stadtmensch. Was wieder mal nur zeigt, dass es, egal, wo man ist auf der Welt, „all Zoorte Minsche“ gibt. Ich habe übrigens dort nicht viel fotografieren wollen (obwohl es mit Sicherheit einige gute Motive gegeben hat) und mich lieber auf den „öffentlichen Bereich“ am Anfang des Tals beschränkt. Wir haben außerdem darauf verzichtet, weiter den Berg rauf vorzudringen, da das Gelände einen eher privaten und intimen Eindruck machte und es für die Leute, die dort wohnen, bestimmt nicht immer toll ist, wenn Freizeit-Hippie-Touristen durch ihre Gärten talpern. Ein bärtiger Normanne war nahezu erzürnt angesichts der wie fast immer freilaufenden Paula, denn allzu oft buddeln und kacken die Hunde von Besuchern oder auch wilde Hunde aus den Bergen in ihre liebevoll und bestimmt im Einklang mit dem Mondkalender angelegten Gemüsebeete.
Dass wir schon am nächsten Tag von Beneficio in Richtung Granada aufgebrochen sind, hatte weniger mit den Menschen oder dem Ort an sich zu tun, als mit der Tatsache, dass der Besucherparkplatz so voll war, dass wir als einziges Parkplätzchen mit einer Stelle vorlieb nehmen mussten, durch die zwei kleine Rinnsale flossen. Das plätscherte schön, Ole schrie begeistert „Battaaaa!“ (=Wasser!) und setzte sich dann erst mal mitten dort rein. Das lassen wir ihn natürlich einmal und auch zweimal machen, aber das geht nicht immer, wenn er vor die Haustür geht, ganz zu schweigen davon, dass wir selbst nicht die Teppiche ausrollen und uns gemütlich breit machen konnten. Dicht an dicht mit anderen Bussen zu stehen ist außerdem auch nicht so ganz unser Ding. Darum sind wir am späten Nachmittag etwa 30 km gen Norden gefahren, wo wir nun auf einem Hügel stehen, auf dem am Wochenende, wie die Reifenspuren vermuten lassen, gerne ein paar Jungs mit ihren „Poppe!“ (=Mopeds) rumheizen. Die Autobahn liegt rechts, die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada hinter, und die Stadt vor uns. Ihre Lichter flirren unter einer Dunstglocke. Morgen fahren wir da rein.
Durch kleine Wäldchen führte unser Weg dann zunächst nach Trévélez, dem höchsten Dorf Spaniens, auf 1xxx Metern. Auf den Bergkuppen, die das Dorf umgeben, lag Schnee, wir sind hingegen in T-Shirts und kurzen Hosen durch die Straßen gelaufen, haben Müll und Altglas entsorgt und unsere Vorräte aufgestockt. Anschließend fanden wir sogar eine Tankstelle, an der wir ohne Probleme und Papierkram eine Butanflasche kaufen konnten. Jetzt müssen wir weder mit Gas knappsen, noch jedesmal zum Kochen ein Feuerchen in unserer „neuen“ Feuerschale machen, die Kerstin in der Laurárer Klosterruine fand. Letzteres ist zwar eine sehr gemütliche Sache, nur ungünstig, wenn's mit Oles Abendmilch mal schnell gehen soll. Von der Hauptstraße in ein weiteres Tal abbiegend, landeten wir in einem sehr schnuckeligen und friedlichen 250-Seelen-Dorf, lustwandelten zwischen den kalkweißen Häuschen – viele mit blühenden Gärten versehen – in den schmalen Gassen, über die sich Olivenbäume neigten und Rosensträucher rankten, ließen Olchen an der Wasserstelle planschen und hielten mit einem alten Mann – so gut das ging – einen kleinen Schnack. Auch die wenigen anderen Dorfbewohner, denen wir begegneten, waren sehr entspannt und am liebsten hätte ich mich spontan selbst zum Essen eingeladen bei einer Frau, die grade auf ihren Balkon trat um eine Zigarette zu rauchen. Vor ihrer Haustür hingen getrocknete Chilischoten und von dahinter kamen schwere Duftschwaden von irgendwas mit Olivenöl und Knoblauch auf die Straße geweht.
Naja, wir sind dann aber doch nicht zum Essen geblieben, haben nur „Hola“ gesagt und sind dann weitergefahren. Schade eigentlich. Ein Stückchen Schotterpiste weiter talwärts, entlang eines wunderschönen Gartens mit Oliven, Mandeln, Orangen, Bohnen, Tomaten, Salat, Erdbeeren und mehr, gelangten wir kurze Zeit später auf ein schönes Plätzchen mit Blick auf das Tal und die gegenüberliegenden Bergwandbuchten. Dieses Wort gibt es laut Rechtschreibüberprüfung von NeoOffice nicht. Macht aber nichts, denn „NeoOffice“ erkennt NeoOffice auch nicht. Und „Bergwandbuchten“ beschreibt das, was vor uns lag, nun mal am Besten. Ein Wanderweg schlängelte sich daran entlang, die Felsen wiesen bizarre Formen auf und das Echo eines Schusses kam gleich 5mal, wie ein Donnerdrummel, zurück. Auf unserer Seite des Tals war die Natur gerade wieder dabei, sich die mühsam angelegten Terrassen zurückzuholen. Wilde Orchideen, Eidechschen, Schmetterlinge, Bienensummen und Heuschreckenzirpen überall. Morgens kam, sehr zu Oles Freude, ein Bauer auf einem Trecker mit Hänger und einer kleinen Raupe darauf, vorbei, stellte seinen Traktor vor unseren Bussen ab, stieg in die Raupe um, bugsierte sie gekonnt vom Hänger auf einen Erdwall auf die Straße und fuhr weiter den Berg runter. Ich habe einen halben Wildschweinschädel gefunden, mal sehn, was ich mit dem Zahn, dem ich dem Ferkel gezogen hab, anstelle. Unsere weiteren Mitbringsel: Ofenrohre für Martin und Kerstin, Winkel für den Dachgepäckträger, den Richard uns früher oder später basteln will, ein paar Zuckerrohrstangen von einem Mann, der ebenfalls morgens in seinem Kastenwagen vorbei kam und am Hang stehend seine Arbeit verrichtet hatte, einen dicken Bund Pfefferminze, die am Bach wuchs und einen Ziegenschädel, den wir noch dekorativ vorne an unserer grünen Minna anbringen wollen.
Weil Donnerstags aber Markt im wenige Kilometer entfernten Orgiva ist, haben wir nach zwei Tagen unser Lager am Hang verlassen und uns zurück in die Zivilisation begeben. „Welcome to freak city“, sagte Kerstin, als wir in der Stadt ankamen, angesichts der Typen, die wir vom Bus aus sahen. Und eben jene Freaks dachten vermutlich, als sie unsere Busse sahen: „Ah, da kommen noch welche“. Ob es sich bei den ganzen Hippies auf den Straßen Orgivas um Marktbesucher aus dem nahegelegenen FreakVillage Beneficio oder um hängengebliebene Besucher des vor kurzem stattgefundenen DragonFestivals handelt, war nicht klar auszumachen. Wir sind jedenfalls sowohl zu spät zum Markt (schade), als auch zu spät zum Festival in Orgiva angekommen. Letzteres, meinten die zwei Münsteraner vom Playazol, die wir prompt vor einer Heladeria wiedergetroffen haben, sei allerdings kein großer Verlust. Drei Tage lang ununterbrochenes BumBumBumBumBum sind ja außerdem seit jeher nicht mein Ding. Trotzdem sind wir nach Geschäftsschluss in Orgiva zur wenige Kilometer entfernten FestivalWiese gefahren, auf der Conny und Maria seit nahezu 2 Wochen etwas weiter ab von Schuss vor einer Felswand in der Nähe einer Staumauer stehen, und haben uns in ihrer direkten Nachbarschaft angesiedelt. Schwer zu schätzen, wie viele Busse hier inzwischen noch stehen, vielleicht 30 oder 40? – das Gelände ist relativ groß und so verläuft sich das. In jedem Fall scheint ungefähr pro Bus mindestens ein Hund mit am Start zu sein – Paula kriegt also mal wieder genug Gelegenheit, Artgenossen kennenzulernen... Und auch wir lernten ein französisches Pärchen kennen, die mit ihren beiden Kindern in einem fetten Truck wohnen und mit denen zusammen Martin und Kerstin einige Monate zuvor bereits unterwegs waren. Auf dem DragonFestival hatten sie einen T-Shirt-Stand gemacht und nun bleiben sie noch eine Weile in netter Gesellschaft hier, bevor im Mai das nächste „Technical“ in Frankreich für sie ansteht. Bei ihrem Stellplatz, weiter vorne auf dem Gelände, herrschte inzwischen ein bisschen Endzeitstimmung, wie das halt so ist nach Festivals, aber an unserem Stellplatz wurde es ziemlich schnell sehr muckelig, besonders, nachdem Richard und Martin ringsum Fackeln für die Nächte aufgestellt hatten.
Samstags haben Richard, Ole und ich noch eine Radtour zurück nach Orgiva gemacht um Pizza essen, Radler trinken und einkaufen zu gehen sowie Richards MacBook im Hinterhof einer schönen kleinen Artesaria sitzend ans Internet anzuschließen und uns mit dem Rest der Welt zu verbinden. Zurück an unserm Lager haben wir eine Matrazenwiese vor den Bussen aufgebaut, und Sterne Zählen hat nicht nur Ole, sondern auch den Rest der Mannschaft in Minutenschnelle ins Traumland katapultiert.
Da wir gehört hatten, dass am nächsten Tag Flohmarkt in Orgiva (vielleicht aber auch in einem anderen Städtchen in der Nähe) sein sollte, haben wir Zottels uns sonntags wieder auf die Räder geschwungen und uns am Flüsschen entlang auf den Weg in die Stadt gemacht, bis wir vor den Toren einer Orangenplantage auf Kerstin trafen. Die hatte sich schon vor uns zu Fuß auf den Weg gemacht und befand sich bereits wieder auf dem Rückweg. Flohmarkt war nicht, dafür wartete sie nun darauf, dass die laut kläffenden Hunde des Plantagenbesitzers jenen aus seiner Hütte rufen würden, denn unter den Bäumen lagen tonnenweise Orangen, die bald aufgehoben werden mussten, wenn sie nicht verfaulen sollten. Nach einer Weile kam der Besitzer dann auch raus, in verschwaschenen Jimmy Hendrix-T-Shirt, mit Dreitagebart im Gesicht und Kippenstummel im Mund. „Nadaaaa“, nuschelte er, als wir uns, nur wenige Minuten später und um einige Kilos Orangen reicher, bei ihm bedankten und wieder den etwa 30minütigen Heimweg antraten, auf dem wir natürlich schon bald eine ausgiebige Pause zwecks Orangenessens einlegten. Abends kamen uns die Franzosen zum Neumondfeuer besuchen und montagsmorgens verabschiedeten sich die Münsteraner. Ihr Stellplatz blieb leer, das Wetter wurde schlechter, Wolken zogen auf und bei mir stellte sich der „Nach-dem-Festival-Blues“ ein, obwohl wir ja überhaupt gar nicht auf dem Dragon waren. Es fing an zu regnen, die Jungs mussten ihre Ofenbauaktion unterbrechen (Martin hat sein lange anstehendes Vorhaben, einen Ofen auf Steinen und Matsche zu bauen, erstmals in die Tat umgesetzt – so halb jedenfalls...), und ich habe prompt unsere Altglastonne umfunktioniert: innerhalb kürzester Zeit war diese randvoll mit Regenwasser, was angesichts der Tatsache, dass wir länger schon nicht mehr unsere Wasserkanister aufgefüllt hatten, sehr praktisch war: Händewaschen oder eben mal 'ne Tasse ausspülen: kein Problem und auch der große Spül wird vollautomatisch vorgewaschen. Vielen Dank! Ole findet's auch gut, mit den Armen bis zu den Achselhöhlen in der Tonne zu stecken und nach Herzenslust zu planschen. So muss er zwar dreimal täglich komplett umgezogen werden, aber wir haben ja genug Klamotten für ihn dabei. Dumm nur, dass wir auf den Wetterumschwung insofern nicht vorbereitet waren, als dass wir nicht wirklich viel trockenes Holz für ein gemütliches Feuer im Kamin an Bord gehabt hatten. Für ein kleines Feuerchen hat's aber gereicht und so habe ich mich mal wieder mit einem Buch (diesmal: Erich Fromm: „Die Furcht vor der Freiheit“) im Bus verkrümelt. Allerdings muss ich zugeben, dass 60 Seiten Reformationsgeschichte mir nicht ganz so leicht von der Hand gehen wie 500 Seiten Roman. So musste ich ab und an eine Pause vom Philosoph-in-der-Regentonne-Spielen machen und statt dessen mit Martin, Kerstin und Richard eine Runde futuristisches Ich-packe-meinen-Koffer unter der Plane zwischen den Bussen einlegen...
Mittlerweile ist schon wieder Donnerstag, nein Freitag, 00:59h sogar, wie Richard und ich eben festgestellt haben – wo ist die Zeit geblieben? Wie die Regentropfen beständig auf unser Busdach tropfen, vergeht Tag um Tag um Tag. Der Fluss ist um ein vielfaches breiter geworden, das Wasser jenseits der Staumauer steht bis etwa einen Meter unterhalb ihres Randes. Vor wenigen Tagen noch war der Stausee hingegen praktisch nicht vorhanden. Die Straßen sind vermutlich zu matschig, als dass wir uns jetzt auf die Weiterfahrt machen wollen würden. Martins und Richards Ofen ist fertig, auch wenn wir zwischenzeitlich befürchten mussten, dass er einem kleinen Wasserlauf zum Opfer fallen würde, der sich spontan am Rande „unseres“ Platzes gebildet hatte. Nachdem aber jemand kam und an den Schleusen der Staumauer gedreht hatte, ist dieser Rinnsal wieder verschwunden und morgen wird der Ofen eingeweiht und eingeheizt.
Zum Markt waren wir heute tatsächlich pünktlich, für 10€ haben wir so viel Gemüse gekauft, wie wir in Oles Karre packen konnten... unter anderem: vier Galiamelonen, zusammen für einen Euro, eine Riesentüte Mangold, ebenfalls 1€ und ultra-leckere Avocados für 1,40. Nicht das Stück, natürlich: das Kilo. Orgiva gefällt mir richtig gut, selten habe ich in einer so kleinen Stadt so viele Hippies auf einem Haufen gesehen. Danach noch einen Abstecher zum Wasserholen nach Lanjarón, vermutlich dem Andalusischen Volvic-Äquivalent. Wir füllen sämtliche Behältnisse auf und waschen gleich schon mal unser Gemüse. Mit der Zeit fallen einem, das Busleben betreffend, immer mehr Tricks ein, so wie auch Wasser, Wärme und Strom ganz neue Bedeutung gewinnen. Das kommt ja nämlich nicht eben einfach mal so aus der Leitung. Klar habe ich mir besonders in den vergangenen paar Tagen öfters mal eine heiße Badewanne gewünscht, aber im Großen und Ganzen habe ich mich inzwischen voll und ganz daran gewöhnt, dass unser Haus eben ein kleines bisschen anders ist, als anderer Leute Wohnungen. Von mir aus, habe ich heute nach dem Einkaufen festgestellt, könnte das jetzt erst mal noch lange Zeit so weitergehen. Mit den Lebensmitteln, die wir gerade an Bord haben, könnten wir, wenn's hart auf hart kommen würde, bestimmt einen Monat lang auskommen und mehr als das und frisches Wasser brauchen wir ja nicht – abgesehen von Brennholz oder Sonne. Die wäre auch mal wieder nicht schlecht, jetzt, wo der Sonnenbrand auf meiner Nase abgeklungen ist...
14.04.2008
...und am nächsten Tag hatten wir tatsächlich Sonne, ein bisschen jedenfalls. Der Ofen wurde eingeweiht und Martin hat Brot gebacken, was eine Wohltat war nach all dem Baguette-Fluff, der hier als Brot verkauft wird: eine Scheibe und ich war satt! Und lecker war's dazu, mit Kräutern, die wir ja eigentlich für Oregano gehalten hatten, aber irgendwie isses es das nicht. Wir brauchen dringend mal ein Planzenbestimmungsbuch, das geht nicht an, dass wir Oregano nicht von Thymian oder Rosmarin unterscheiden können... Ich habe leckere Energiebällchen gebastelt, quasi als Prototypen für kommende Festival-Verkaufsaktionen, die wir uns vorgenommen haben. Wir haben außerdem in Orgiva schönes Garn gekauft und damit einige Knüpfversuche gestartet wobei ich zugeben muss, dass ich noch ein bisschen üben muss – aber warum wag ich mich auch gleich an ein relativ kompliziertes Muster ran, statt erst mal die Grundknoten richtig zu lernen... In einem Baum haben wir eine Holzperlenkette gefunden, die wir gut gebrauchen können.
So verging die Zeit am Flussbett wie im Flug und wir mussten uns am Sonntag, den 13.04.2008 fast ein bisschen zur Abreise treten. Wirklich weit weg von Orgiva hat es uns allerdings noch nicht gezogen: Zwischen den das Städtchen umgebenden Bergen gibt es ein wunderschönes Tal, in dem sich vor etlichen Jahren einige Hippies angesiedelt hatten; seitdem wohnen dort – vermutlich mit recht hoher Fluktuation – ein paar Aussteiger in alten Häuschen, die sie sich wieder zurechtgemacht haben, in Tipies, Jurten und in selbstgebastelten Hütten. Würden letztere in einer anderen Umgebung, etwa am Rande einer Stadt, stehen, würde man mit Sicherheit denken: „Wie kann man in so etwas wohl wohnen?“ Hier lautet die Antwort darauf wohl: „Sehr gut sogar.“ Zahlreiche kleine Wasserläufe fließen die Berge hinunter, der Wald liefert Brennholz, die Solarzellen am Hang Strom und die Shitpits sind sauberer als so manches WG-Badezimmer, einschließlich meinem eigenen. In den kleinen Gemüsegärtchen sprießt so allerhand, entlang der Wege wachsen Brombeersträucher und Feigenbäume, es gibt eine Panaderia und einen netten Menschen, der Ziegenkäse macht und verkauft. Auch die meisten anderen Menschen dort, seien es „permanent residents“ oder Reisende, waren größtenteils sehr sympathisch. Gleich auf dem Weg von Orgiva nach Benefio haben wir einen älteren Typen mit Bart und langen Haaren am Straßenrand stehen sehen, der so nett aussah, dass ich gleich gesagt habe: den nehmen wir mit! Dank ihm haben wir auch gleich ins Tal gefunden, denn ausgeschildert ist das nicht. Michèl stellte sich als sehr angenehmer Zeitgenosse raus, freundlich, ruhig und ein bisschen weise – ich hätte noch gerne länger mit ihm auf einer Wiese gesessen und mir Geschichten aus seinem Leben angehört, von denen er zweifelsohne eine Menge zu erzählen hatte. Und überhaupt muss zugeben, mir die Leute dort ganz anders, freakiger oder verdrogisierter vorgestellt zu haben. Tatsächlich kamen sie mir trotz eindeutig hippiesken Schlag, teils „normaler“ vor, als so mancher Stadtmensch. Was wieder mal nur zeigt, dass es, egal, wo man ist auf der Welt, „all Zoorte Minsche“ gibt. Ich habe übrigens dort nicht viel fotografieren wollen (obwohl es mit Sicherheit einige gute Motive gegeben hat) und mich lieber auf den „öffentlichen Bereich“ am Anfang des Tals beschränkt. Wir haben außerdem darauf verzichtet, weiter den Berg rauf vorzudringen, da das Gelände einen eher privaten und intimen Eindruck machte und es für die Leute, die dort wohnen, bestimmt nicht immer toll ist, wenn Freizeit-Hippie-Touristen durch ihre Gärten talpern. Ein bärtiger Normanne war nahezu erzürnt angesichts der wie fast immer freilaufenden Paula, denn allzu oft buddeln und kacken die Hunde von Besuchern oder auch wilde Hunde aus den Bergen in ihre liebevoll und bestimmt im Einklang mit dem Mondkalender angelegten Gemüsebeete.
Dass wir schon am nächsten Tag von Beneficio in Richtung Granada aufgebrochen sind, hatte weniger mit den Menschen oder dem Ort an sich zu tun, als mit der Tatsache, dass der Besucherparkplatz so voll war, dass wir als einziges Parkplätzchen mit einer Stelle vorlieb nehmen mussten, durch die zwei kleine Rinnsale flossen. Das plätscherte schön, Ole schrie begeistert „Battaaaa!“ (=Wasser!) und setzte sich dann erst mal mitten dort rein. Das lassen wir ihn natürlich einmal und auch zweimal machen, aber das geht nicht immer, wenn er vor die Haustür geht, ganz zu schweigen davon, dass wir selbst nicht die Teppiche ausrollen und uns gemütlich breit machen konnten. Dicht an dicht mit anderen Bussen zu stehen ist außerdem auch nicht so ganz unser Ding. Darum sind wir am späten Nachmittag etwa 30 km gen Norden gefahren, wo wir nun auf einem Hügel stehen, auf dem am Wochenende, wie die Reifenspuren vermuten lassen, gerne ein paar Jungs mit ihren „Poppe!“ (=Mopeds) rumheizen. Die Autobahn liegt rechts, die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada hinter, und die Stadt vor uns. Ihre Lichter flirren unter einer Dunstglocke. Morgen fahren wir da rein.
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