Montag, 17. März 2008

17.03.2008 - savoir-vivre en espagnol

Da unsere Lebensmittelvorraete knapp wurden, haben wir "El Plomo" am Donnerstag, den 13.03. wieder verlassen. Schade eigentlich, es ist dort wirklich sehr schoen gewesen. Wir sind zu einsamen Buchten gewandert, haben uns von Felswaenden aus Sonnenuntergaenge angesehen und es uns gut gehen lassen. Richard und Martin haben leckeres Brot gebacken, aber als unsere Mehlration knapp geworden war, war es an der Zeit, zurueck in die Zivilisation zu kehren, zumal im wenige Kilometer entfernten Campohermoso Markttag war. Dort haben wir uns mit Orangen (50 Cent das Kilo), Tomaten, Aepfeln, Birnen, Zucchini, Avocados und und und eingedeckt, haben umsonst noch mehr Tomaten und tonnenweise Salat (von dem wir noch heute darben) abgestaubt und fuer etwa 15 Euro mehr als eine Wochenration an Obst und Gemuese klar gemacht. Dann noch nen Abstecher in den Supermercado und ab gings zurueck in die Pampa. Und was fuer eine schoene Pampa das war... ich hab echt gedacht, gleich schaut Winnetou um die Ecke. Und tatsaechlich sind hier frueher wohl einige Western gedreht worden.


Berge, Felsen, Agarven, Kakteen, alte Goldgraeberminen, Brunnenloecher im Boden, kaum Muell, ausser dutzenden abgelaufener Schuhsohlen, was mir wirklich Raetsel aufgibt... Warum ausgerechnet Schuhsohlen?? Palmen, Olivenbaeumchen, Ruinen, zwischen und in denen wir rumkraxelten. Wie gerne wuerde ich eine Zeitreise antreten und mir das Ganze vor hundert oder zweihundert Jahren einmal anschauen. Was heute nur noch Mauerreste sind, waren damals anscheinend grosse Farmhaeuser, inmitten bluehender Plantagen. Piraten haben den ganzen Landstrich irgendwann ausgeraubt und durch den Abbau von Bodenschaetzen wurde das Grundwasser ausserdem schwermetallbelastet. Gemuese anbauen sollte man hier besser wohl nicht mehr. Thymian pfluecken wir trotzdem. Unsere Busse parken wir abseits der WoMos, die direkt am Strand geparkt haben, neben einer der Ruinen in einem aus Pflastersteinen gelegten Kreis. Man koennte bei diesem Ort religioese Hintergruende vermuten, tatsaechlich scheinen diese Kreise, die es hier alle paar Meter weit gibt, aber zum Ausschlagen der Kornaehren genutzt worden zu sein.


Wie dem auch sei: abends liegen wir vor unseren Huetten im Steinkreis, und auch der Mond ist von einem Kreis aus Wolken umgeben. Wieder einmal ein Eindruck, der sich schwer in Worten schildern laesst. Stellt Euch den Mond Stecknadelkopf gross vor - proportional gesehen ist der Himmel auf der Flaeche eines den stecknadelkopfgrossen Mond umgebenden 5DM-Stuecks ganz klar, und dahinter kommt ein Ring aus Wolken, hinter dem der Himmel dann wieder etwas klarer wird. Als schoebe der Mond die Wolken zur Seite: Geht mir aus der Sonne!
Am Abend kommt die Guardia Civil vorbei und sagt, 24 Stunden duerften wir hier stehen. Weshalb wir am naechsten Tag unsere Busse etwa 200 Meter weiter am Strand parken. Wir bekommen nette Gesellschaft seitens Maria und Conni aus Muenster, die mit ihren Hunden Zora und Ronja in ihrem 12 Meter langen Reisebus unterwegs sind, und bleiben zwei weitere Naechte dort stehen.
Ich komme endlich wieder mal dazu, meine Laufschuhe und die Yogamatte auszupacken - und hab natuerlich nachher ordentlich Muskelkater...
Weiterhin machen Richard, Ole und ich erstmals Bekanntschaft mit der Junta. So ganz verstanden habe ich das noch nicht: sind das die Nationalparkhueter mit Polizeigewalt hier, oder eine regionale Polizeitruppe? Jedenfalls funktionieren die anscheinend unabhaengig von der Guardia Civil und der Policia Regional und sie sagten uns, abends um 7, als wir grade beim Essen kochen waren, wir sollten sozusagen unsere Stossstangen in die Hand nehmen und verschwinden. Martin und Kerstin kennen sich in diesen Belangen zum Glueck mittlerweile gut aus und Kerstin regelt die ganze Angelegenheiten mit einem charmanten: mañana. Das Kind ist muy pequeño und muss nach dem Essen ins Bett. Und ueberhaupt, die Guardia Civil hat gesagt, 24h duerften wir hier stehen... (dass diese 24h laengst ueberschritten sind, weiss die Junta ja nicht. Also stellen wir uns mal ganz dumm und bleiben bis zum naechsten Mittag - unter Androhung eines Bussgeldbescheides, der wohl nie kommen wird. Sind wir Punker, oder was ;)


Waehrend die Hymer-Fahrer unter den Campern also ihre Klappstuehle einraeumen, bleiben unsere beiden Mercedes und der M.A.N.-Bus der Muensteraner (ihrerseits ehemalige Bauwagenplatzbewohner) noch bis zum naechsten Mittag dort stehen.
Am naechsten Tag kommen dafuer weitere WoMos und Reisebusse angefahren. Die "Semana Santa" hat begonnen und die Straende fuellen sich mit urlaubslustigen Spaniern, die in grossen Horden die Straende bevoelkern. Unterdessen reisen wir weiter nach San Jose - leider ohne uns von den zwei lustigen vier aus Muenster zu verabschieden, denn die waren grade wohl Gassi machen. Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, irgendwann in the middle of Spain wieder einen gruen-gelben, ehemals staedtischen Bus zu sehen...



Y nunca...
San Jose ist wunderbar! Was fuer ein schoenes kleines Staedtchen - also, wenn jemand von Euch mal ein nettes Reiseziel fuer den Familienurlaub sucht - nix wie hin! Typisch spanische weisse Flachdachbauten schmiegen sich an die gruenen Berge, die das Dorf umgeben. Die Gaerten sind gruen, das Volk auf den Strassen jung und freundlich, die Laeden sind herrlich hippie-esk und die Restaurants locken mit Dueften von Meeresfruechten und Knoblauch. Wir parken auf der Rambla und flanieren durch die Gassen und ueber die Strandpromenade, an der Schmuck- und Klamottenhaendler ihre Waren feil bieten. Ich treffe eine nette Franzoesin (samt ihres 5 Wochen alten Babys), die wunderschoene selbstgebastelte Halsketten aus Steinen und Garn bastelt und hoffe, sie morgen wieder zu sehen, um weiterhin ihre Bekanntschaft und mir selbst ein verspaetetes Geburtstagsgeschenk zu machen.


Morgen will ich noch David, the bookman besuchen - vielleicht braucht der ja ne Aushilfskraft fuer die Saison... jedenfalls koennte ich mir persoenlich vorstellen, an einem Ort wie diesem kleben zu bleiben... Aber wie's aussieht, werden wir morgen, nachdem ich meinen Rausch ausgeschlafen habe, den ich mir beim Schreiben dieser Zeilen in einer Internet-Bar angetrunken habe, weiter ziehen - keine Ahnung wo hin...

11.03.2008 - Fusion

Von Mazarrón aus haben wir's gemütlicher angehen lassen. Nur wenige Kilometer entfernt gibt’s einen recht großen Platz direkt am Meer, der von vielen Urlaubern zum wild Campen genutzt wird. Etwa 20 andere WoMos, meist Hymer und andere High-Tech-Schiffe, viele mit deutschen Nummernschildern, stehen dort. Es ist stürmisch und kalt, wir kochen und essen drinnen und gehen früh ins Bett.


Der nächste Tag ist freundlicher, wir bekommen von einem netten Pärchen vom Bodensee, die seit 10 Monaten mit ihrem inzwischen 2jährigen Sohn unterwegs sind, den Tipp, ein Stückchen südwärts die Küste runter nach Bolnuevo zu fahren, wo es einige einsame Buchten abseits des Mainstream-Tourismus gibt.


So blieben wir die nächsten zwei Tage und Nächte dort und gönnen uns eine Auszeit. Das Wetter ist super, es gibt frisch gepressten O-Saft zum Frühstück, tagsüber kommen nur wenige Sonnenanbeter und ein Nacktwanderer vorbei, und nachts haben wir die Bucht für uns allein. Ich komme endlich dazu, ein erstes Bad im Meer zu nehmen, juhu! Und in Bolnuevo selbst, fest in deutscher und englischer Rentnerhand, finden wir einen Campingplatz mit WLAN, von dem aus wir kurz SMS und E-Mails verschicken und unseren Blog hochladen können. In Bolnuevo haben sich übrigens anscheinend 'ne Menge reiselustiger und sonnenhungriger Menschen ihren Altersruhesitz eingerichtet, zumindest war das dem schwarzen Brett beim Campingplatz zu entnehmen, auf dem zu Frauentagen und Bingoabenden geladen wurde. Bob sucht außerdem Leute, die mit ihm einen Computerclub gründen wollen, und Tante Trudi verkauft in Parzelle 432 selbstgehäkelte und -geklöppelte Deckchen. Zudem wurde vor Spionen der englischen Rentenkassen gewarnt, die sich in Pubs und Restaurants einzuschleimen versuchen und dann viele Fragen stellen.

Samstags gings dann weiter nach Agua Amarga, wo wir uns mit unseren Freunden Martin und Kerstin verabredet hatten. Die beiden tingeln nun schon seit Dezember durch Südspanien und haben uns in den vergangenen Monaten immer wieder per SMS und E-Mail aufgefordert, endlich aus den Puschen und zu ihnen nach Andalusien zu kommen. Dank ihrer Botschaften wussten wir auch, dass Spanien „in Mazarrón anfängt“ - zumindest hat der Urlaub für sie damals dort angefangen. Das hat insbesondere mir gedanklich beim Durchhalten auf unserer Ostküsten(tor-)tour geholfen.
Während auf der Wegstrecke um Valencia herum die Straßen von Orangenplantagen gesäumt werden, sind wir nun an unzähligen Plastikplanengewächshäusern mit bergeweise Tomaten darin und davor vorbei gefahren. Wenn man in Deutschland um diese Jahreszeit Tomaten kauft, kommen die höchstwahrscheinlich hier her. Doof daran ist, dass das wenige Wasser, das es hier gibt, auf eben jenen Riesenplantagen genutzt wird, wenn nicht grade ein Golfplatz damit bewässert wird. Wer hier als Kleinbauer Gemüse anpflanzen will, könnte ein Problem haben. Das haben wir vor unserer Reise schon in dem Film „We feed the world“ sehen können.
Doof an den Plastikplanengewächshäusern ist auch, dass der Wind sie recht schnell zu zerfleddern scheint. Darum fliegen hier stellenweise buchstäblich die Fetzen durch die Landschaft. Nun haben wir einiges über die spanische Bauart erfahren. Auf dem Weg zum Strand „El Plomo“, wo wir nun mit Martin und Kerstin zusammen stehen, sind uns viele Ruinen aufgefallen, teilweise noch mit „se vende“ und Telefonnummern auf die zerfallenen Mauern gesprüht. Martin und Kerstin erklärten uns, dass diese Häuser nur aus Naturmaterialien gebaut seien und es somit okay ist, wenn die Natur sie nach einer Weile wieder zurück nimmt, Pflanzen im Schatten ihrer eingefallenen Mauern wachsen und Käfer über die zersprungenen Steinfußböden krabbeln lässt. Der Mensch zieht während dessen weiter und sucht sich einen anderen Ort, um sich dort etwas Neues aufzubauen. Das funktioniert ganz gut mit Stein, Holz und Lehm. Mittlerweile haben sich nur leider die Baumaterialien geändert – nicht aber die Umgangsweise mit deren Überresten. Darum die Plastikfetzen also: die kaputten Gewächshäuser bleiben kaputt und irgendwo sprießen wieder neue wie die Champions aus dem Boden.
Auch die Strände sind teilweise ordentlich zugemüllt – die leeren Coleslaw- und Kartoffelsalatdosen lassen allerdings erahnen, dass das nicht nur auf die Kappe der Spanier mit ihren traditionellen Müllentsorgungsgewohnheiten geht.


Wie auch immer war die Fahrt nach Agua Amarga sehr schön. Immer der Küste lang, die um diese Jahreszeit noch echt grünen Berge hoch und runter. Klar sind hier die meisten Dörfer touristisch ausgelegt, aber die Berge verhindern anscheinend das Entstehen allzu wuchtiger Hotelanlagen, wie wir sie an der Ostküste gesehen haben. Auf halber Strecke zum Strand „El Plomo“ (unserem Treffpunkt) gab's vorher sogar 'ne Trinkwasserzapfstelle. Die Wasserkanister randvoll gefüllt, haben wir unser vorläufiges Ziel dann gegen 18h erreicht. Martin und Kerstin hatten natürlich jede Menge Geschichten zu erzählen, über Hippies in Höhlen, Freaks und die Guardia Civil, über Flüchtlingsboote, Schmugglerbanden, die anderen Menschen hier am Strand und und und. Hier haben sich anscheinend ganz lustige Zeitgenossen am „El Plomo“ eingefunden – ein etwas älterer schwedischer Instrumentenbauer mit seiner Frau, eine grauhaarige holländische Biologin mit ihrem Mann (dank der wir Delfine gesehen haben), und vor allem die tschechische Variante der Kelly-Family (und ich möchte betonen, dass ich hier keinen gehässigen Unterton intendiere – ich komme nur einfach nicht um die Assoziation herum!): 8 strohblonde Kinder im Alter von 2 bis 18 Jahren mit ihrem graubärtigen Vater, die in Tschechien mit anderen Menschen zusammen ein Stück Land bewirtschaften, die Wintermonate aber im sonnigen Andalusien verbringen und zur Aufbesserung ihrer Reisekasse die spanischen Städtchen mit tschechischen Volksweisen beschallen. Wenn die im Gänsemarsch mit Eimern und Schaufeln bewaffnet den Strand lang laufen, um an ihrer Riesensandburg weiter zu bauen, fehlt eigentlich nur, dass sie dabei „Heyho, heyho, wir sind vergnügt und froh“ singen. Wirklich sehr niedlich. Ole hat sich gleich mal dazu gesellt um seine Autos die Burgmauern entlang fahren zu lassen.


Nun sind wir seit drei Tagen am „El Plomo“ und ich habe mich langsam aber sicher voll akklimatisiert. Es gibt hier ein paar Dinge, die zu beachten sind: Wirklich große Feuer zu machen, ist nicht ratsam, hier allerdings wohl noch eher möglich als weiter im Süden, denn es könnte die oben erwähnten Boote, wie auch Hubschrauber und Jeeps der Guardia Civil anziehen. Und da es hier fast nie regnet, sollte man auch nicht einfach in die Büsche gehen, um seine täglichen Geschäfte zu erledigen. Stinkt sonst ganz schnell ganz erbärmlich. Löcher buddeln ist auch nicht drin. Aber wie soll ich sagen: haben wir uns in Argèles-sur-mer über die vielen Liter Wasser geärgert, die die Klospülung rauschend in den Kanälen verschwinden ließ, haben wir nun die „verschwenderischste“ Klospülung der Welt. (Für diejenigen, die Informationen dieser Art nicht weiter detailliert dargelegt haben möchten: überspringt doch einfach den nächsten Abschnitt...)


Hinten am Strand, in etwa 70m Entfernung, liegt ein großer Felsbrocken, sehr gut zum Dahinterhocken, und das reimt sich sogar. Manchmal kriegt man nasse Füße, die Wellen sind in ihrer Reichweite ziemlich unberechenbar. Egal, es ist ja warm... 24°C oder so. Der Fels ist allerdings nur zum Pullern geeignet, man will ja nicht beim Strandspaziergang über Dinge stolpern, die man im Normalfall lieber fein säuberlich entsorgt wissen will (äääh, kann man das so sagen? „entsorgt zu sein wissen will gehabt zu haben“...). Dafür gibt’s dann entweder 7 Minuten strandaufwärts oder 5 strandabwärts ein paar nette Klippen zum Popo drüber stippen. Kein Shit-Pit, sondern eher ein Shit-Dip also... Dorthin muss man allerdings ein bisschen kraxeln. Man stelle sich mich Sportskanone dabei (beim Kraxeln!!) vor. Ich mein, ich komm aus'm Rheinland! Aus Bergheim! Da gibt’s gar keine Berge, keinen einzigen, außer der „Bergstraße“ vielleicht! Für mich ist das Riesengebirge ein riesen Gebirge!Ich war auf jedem Fall froh, bei meiner ersten Exkursion zu den Klippen Kerstin dabei gehabt zu haben, die mir Anweisungen wie „rechten Fuß hier, linken Fuß da, hier festhalten, da hochziehen“ gegeben hat. Am „stillen Örtchen“ angekommen stellte sich dieses als alles andere als „still“ heraus: es gluckst und gurgelt und das Wasser (wohlgemerkt nur das!) spritzt und schäumt... Und vor lauter Adrenalin in meiner Blutbahn waren sämtliche meiner anderen Körperfunktionen anscheinend auf „stand-by“ geschaltet... Aber mittlerweile geht auch das... Gebt mir ein paar Wochen und ich komme als Bergziege wieder.


So verbringen wir die Tage hier mit rumgammeln, kleinen Wanderungen, Planschen, Ole bespaßen, Steintürmchen bauen, Muschel-Triskelen in den Sand legen, kochen, essen, Rotwein trinken (letzteres eher mal abends) und so weiter. Martin schnitzt ein Spielbrett, Kerstin baut eine Trommel aus einem alten Agarvenstamm, die Blümchen, die der karge Boden hervorbringt, blühen und sind wunderhübsch anzusehen, Richard macht tolle Fotos, Ole lässt seine Autos durch Sand- und Steinwüsten rollen und ich könnte Stunden damit zubringen, Sand durch meine Finger rinnen zu lassen, Abends hören wir die Grillen zirpen, und die Wellen rauschen sowieso nonstop in unseren Ohren.

Ich habe mich schon mehrmals dabei ertappt, wie ich wie früher, als ich gerne tagelang im Bett lag und Musik hörte, gedacht habe: nach dem nächsten Song steh ich auf! Und dann fällt mir wieder ein, dass das immer so weiter geht, mit dem Rauschen. Meistens bleib ich dann noch ein bisschen liegen, es sei denn, mir steigt frischer Kaffeeduft in die Nase... In einem poetischen Moment dachte ich außerdem: das ist der Atmen der Erde. Aber jetzt bin ich nicht sicher: ist es der Atmen, der Puls oder der Herzschlag?

Freitag, 7. März 2008

Noch immer keine Fotos

Hallo Ihr Lieben,
nun habe ich die Adresse für diesen Blog publik gemacht, aber es immer noch nicht geschafft, Fotos hochzuladen... weiss nicht genau, woran das liegt, aber ich werde es weiterhin versuchen. Schaut also doch gerne noch mal in ein paar Tagen vorbei!
So. Wir müssen jetzt zurück zum Strand, Abendessen kochen und so.
Bis die Tage!
Frau Zottel und co

05.03.2008 - Eastcoast-Koller

Den Sonntag haben wir gemütlich angehen lassen, auch wenn wir uns vorgenommen hatten, am selbigen Tag noch über die spanische Grenze rüber zu machen. So sind wir gegen drei in Argèles aufgebrochen, um nur wenige Kilometer entfernt in Collioure (nur die Franzosen verstehen es so gut, möglichst viele Vokale in ein einziges Wort zu packen...) die nächste Rast zu machen. Glücklicherweise hat uns ein anderer Camper den Tipp gegeben (er meinte, wir sollten dort unbedingt Anchovis essen gehen); das ist ein wirklich wunderschönes Städtchen, alt, verwinkelt, bunt und freundlich, mit netten Cafés, Restaurants, von deren Tischen es nur so duftete, mit Weinstuben, Delikatessenläden, Ateliers und Künstlern, die auf den Straßen und Plätzen der Fußgängerzone ihre Bilder zum Kauf anboten. Und hätte ich genug Geld... würde ich dort für eine Weile ein Leben wie Gott in Frankreich fröhnen wollen.
So aber waren wir keine Anchovis essen, keinen Wein trinken und Bilder kaufen sowieso nicht, insbesondere, da wir dringend ein Internetcafé aufsuchen mussten, um unsere Finanzlage überhaupt überblicken zu können. Haben uns statt dessen nach einem Stündchen des Flanierens und Seele wie auch Beine ins Hafenbecken Baumeln lassens wieder in unsere Karre begeben und waren nach einem kleinen Schnack mit den Grenzern in Spanien. Olé. Da wollten wir eigentlich über Nacht unseren Bus und uns in einer kleinen Bucht parken, hätten gleich die erste nehmen sollen – zu spät. Danach war am Wasser nix mehr zu machen, in die kleinen Ortschaften durften wir erst gar nicht rein fahren, und eine Geldstrafe von 150€ wollten wir wirklich nicht riskieren. Also sind wir mal wieder Berge gefahren. Sind ja wirklich schön, die Pyrenäen – aber um einen Schlafplatz zu finden, nicht einfach. Wir haben uns nach einer Weile einfach in einem kleinen Waldstück an der Straße abgestellt und uns vorgenommen, montags morgens recht früh die Weiterfahrt anzutreten.

Bei strahlendem Sonnenschein sind wir also aufgebrochen, um schon nach einem Stündchen Fahrt Mittagspause in Figueres zu machen, immer noch auf der Suche nach einem Internetcafé. Und da wir auf dem Weg dorthin an einer Deutschen Bank vorbeikamen (die gibt’s neben Aldi, Lidl, Plus, Saturn und MediaMarkt hier nämlich zu Hauf), hat Richard mal auf gut Glück seine Karte in den Bankomat gesteckt und tatsächlich so viel rausgekriegt, dass wir uns die nächste Zeit keine Gedanken über Geld mehr machen müssen – hoffe ich jedenfalls. Das Internetcafé hätte genau wie das in Argèles 8€/Stunde gekostet, und da ich sowieso den USB-Stick mit den Fotos für den Blog im Bus vergessen hatte, haben wir uns statt vor'm Rechner zu hocken bei angenehmen 24°C vor das „Hotel de Paris“ unter einen Sonnenschirm gesetzt, die 8€ (und noch ein bisschen mehr) in Tapas investiert und es uns gut gehen lassen.


Mit vollen Bäuchen und Ole im Tortilla-Koma sind wir dann weiter gen Süden gefahren. Leicht bekleidete Mädels saßen am Straßenrand, sonnten sich und warteten wohl darauf, dass ein sympathischer Trucker vorbeikommen und ihnen eine Mitfahrgelegenheit auf den Feldwegen, an deren Rändern sie sich positioniert hatten, anbieten würde, denn mit ihren Stöckelschuhen hätten sie diese unmöglich entlangwandern können. Sehr amüsant. Bis dahin. Aber da wir gedacht hatten, aus unserer Clermont-Ferrand-Erfahrung gelernt zu haben, nahmen wir uns vor, Barcelona zu umfahren. Da wussten wir noch nicht, dass wir uns in den Ruhrpott von Spanien begeben hatten. Die Stimmung kippte, als wir zum dritten Mal durch die Innenstadt von Granollers fuhren – wo bitte, geht’s denn aus der Stadt raus? - Nirgends so wirklich, so schien es. Irgendwann steuerten wir dann dort auf Barcelona zu – das war zumindest immer klar als Richtungsangabe zu erkennen, denn die Straßenschilder hier sind von der Größe her nicht wirklich klar in Ortsnamen oder Richtungsangaben zum Schwimmbad oder Fußballfeld unterscheidbar, vor allem, wenn man so wenig Spanisch kennt, wie ich das tue. Nachdem ich eine Weile meine Aggressionen in zickigen Kommentaren („Ich wollte sowieso nie nach Spanien, ist doch voll Scheiße hier“) entladen habe, haben wir kurz vor Barcelona angehalten und uns erst mal bei McDonald ein Happy-Meal reingepfiffen. Jaja, die Hippies, große Reden schwingen und dann doch Press-Aß essen gehen – ich weiß, ich weiß... Aber danach ging's uns ein bisschen besser und so haben wir entschlossen, Ole mit ordentlich Milch und Bledina (Trinkbrei-Zeugs) abzufüllen und so weit durchzufahren, bis wir die ganze Ecke um Barcelona rum hinter uns gelassen und einen Platz zum Schlafen und Durchatmen gefunden hätten. Zuvor hatte Richard mal einen Feldweg eingeschlagen (hinter Granollers, vor Barcelona), aber das Plätzchen da, auf dem man hätte stehen können, war total zugemüllt – dann lieber Nachtschicht einlegen. Das war eine gute Entscheidung. Ole fand's sowieso gut, der war der einzige von uns dreien, dem der ganze Tag nicht auf's Gemüt geschlagen ist – gab schließlich unzählige Laster, Busse, Krankenwagen, Polizeiautos und und und zu sehen. Und dann auch noch vor'm Fernseher einschlafen dürfen – toll! An unglaulichen Industrielandschaften vorbei haben wir schließlich im Park Regional Natural del Delta de l'Ebre angehalten. Kein Vergleich zu den Parks, die wir aus Frankreich gewöhnt waren, aber neben einem Gärtchen mit Oliven und dem Meer dahinter zu parken, war schon okay. Ich fand, es roch ein bisschen nach totem Fisch, als wir dort ankamen, aber Richard meinte, das stimmte nicht ganz, es röche nach Watt, das sei streng genommen toter Fisch mit Algen. In der Nacht fegte der Mistral über unsere Köpfen hinweg und nahm den Geruch mit sich mit. Dabei schwankte unser Bus so hin und her, dass ich glatt befürchtet habe, wir würden gleich umkippen. Habe mir dann die drei-komma-irgendwas Tonnen, die wir auf die Waage bringen, vor mein inneres Auge gehalten und bin dann doch irgendwann eingepennt. Ole juckte das im Übrigen überhaupt nicht. Man soll ja die Nacht nicht vor dem Morgen loben, aber seitdem wir unterwegs sind, hat er fast immer durchgeschlafen – juhu!


Müde war ich trotzdem, als wir am nächsten Tag weiter sind. Und schlecht gelaunt dazu, denn: Ostküste sucks! Die Landschaft könnte ja echt schön sein, aber was der Mensch daraus gemacht hat, ist erschreckend zu sehen. Die einzigen nett aussehenden Eckchen scheinen so ne Art „Gated Commuities“ zu sein, Ferienhäusschen für die Leute, die mal eben ihre neue Yacht mit 'nem Sondertransport in die Häfen schippern lassen und sich in einer der zahlreichen Privatkliniken, die wir dort gesehen haben, eine neue Nase schustern lassen um sich dann am Privat-Strand von der OP zu erholen. Und während das Inland mit krassen Industrieanlagen bebaut wurde, stehen am Meer unzählige Hotel-Kolosse für das einfache Volk und überfüllte (auch im März!) wie auch teure Campingplätze für Camper wie uns. Habe ich in Frankreich von Massentourismus gesprochen, kommt mir das in der Retrospektive vor, wie ein etwas größeres Schullandheim. Alicante sieht ein bisschen aus wie Frankfurt am Meer, nur vermutlich größer. Dazu die ganzen Supermercados, Baumärkte, Möbelgeschäfte und so weiter in den Gewerbegebieten und die Neubau-Fertighaus-Siedlungen, in denen 20 mal die selben Papp-Machée-Häuser nebeneinander in Reih und Glied stehen und es herrschen nahezu amerikanische Verhältnisse. Wobei es sich wohl quasi um einen Re-Import in Sachen Baustil handelt, zumindest, was die Wohnhäuser (Modelle Finca- oder Hacienda-Style, erhältlich in 3 und 5-Zimmer-Version, in Creme oder Lachsfarben) angeht. Und nachdem wir ordentlich Zeit verloren hatten, weil ich unbedingt mal durch die Innenstadt von Valencia (tatsächlich ganz nett) fahren wollte, was ja auch unserer neuen Strategie in Sachen Städte durchkreuzen („Augen zu und durch!“) entspricht, war der Tag schon wieder an unserer Windschutzscheibe vorbeigeflogen. Allerdings schien es unmöglich, einen ausreichend schönen Schlafplatz zu finden. Was soll ich sagen: Wir haben Ole wieder Milch mit Honig verpasst, uns mit Schokopuddings und mich mit einem leckeren Leffe ausgerüstet und die zweite Nachtschicht eingeläutet, wieder vorbei an jungen Mädels in sehr sehr kurzen Röcken, die in Bonzenautos einstiegen oder sich von braven Familienvätern wieder an einer Straßenecke absetzen ließen. Vorbei an Nachtclubs, Tabledance-Schuppen, dem Titti-Twister, Drogenumschlagplätzen, was weiß ich. Die Menschen auf der Straße kamen mir alle äußerst suspekt vor. Ich überlegte, ob ich nicht lieber unsere Türen abschließen solle, für den Fall, dass, wenn wir an einer Ampel stehen, plötzlich einer unsere Tür aufreißt und...
Naja. Ist nix passiert. Wir leben noch. Kaum zu glauben, dass wir tatsächlich nur 2 Tage die Ostküste lang gefahren sind. Ich hätte gedacht, dass wir in zwei oder drei Tagen in Andalusien aufschlagen – statt dessen sind wir gestern Nacht in Mezarrón angekommen, wo wir uns einfach in einer schönen Wohngegend (kein Papp-Machée!) an einen Straßenrand gestellt und erst mal ausgeschlafen haben.

Mittwoch, 5. März 2008

01.03.2008 - Die Camper und wir


Ich war immer noch nicht schwimmen, es war ziemlich windig heute und wir waren nur kurz am Strand, weil wir keine Mütze für Oli dabei hatten und keine Ohrenschmerzen riskieren wollten. Bock auf Busfahren hatte auch keiner von uns und so sind wir noch einen Tag auf'm Campingplatz geblieben. Wir kommen uns fast wie Spießer dabei vor, aber Warmwasser aus der Leitung und Strom aus der Steckdose sind schon ganz nett zu haben. Ansonsten ziehe ich Outdoor-Strullern und Shit-Pits den Klohäuschen vor, besonders, wenn ich höre und sehe, wieviel Chlorwasser durch die Schüssel und ab in den Kanal rauscht für einmal Pipi machen. Ganz schön absurd, wenn man die Schilder in den Waschanlagen sieht: „Water is life. Don't waste it.“ und weder bei der Klospülung 'ne Stoptaste findet, noch die Wasserhähne so auf und zu drehen kann, wie man das braucht. Wenigstens können wir morgen, bevor wir uns weiter auf den Weg machen, unsere Wasserkanister füllen und kommen dann erst mal wieder ein paar Tage damit aus.

Die Reise geht weiter – wobei ich gestern Abend kurz gedacht hatte, dass sie zu Ende wäre, wo sie doch grade erst begonnen hat. Hab nämlich mein Portemonnaie nicht gefunden und erst, nachdem Richard schon Strand und Spielplatz und Klo durchsucht und ich den Bus komplett auf den Kopf gestellt habe, fiel mir ein, dass ich's in die Kiste mit unseren Festplatten etc. gesteckt hatte, warum auch immer. Wir haben unsere USB-Sticks mit neuer Musik für die Fahrt beladen, haben Fotos ausgewählt und auch ein Internetcafé gefunden, das allerdings grade Mittagspause hatte (die in Frankreich anscheinend wirklich noch eingehalten wird) und zudem völlig überteuert war. 8€ für eine Stunde, das hat man vielleicht vor 10 Jahren bezahlen müssen, aber doch nicht im Jahre 2008, zu Zeiten von WLAN und „HotSpots“, oder? Angesichts dieses Wuchers und der Tatsache, dass ich meinen kleinen Reisebericht hier eh noch nicht getippt hatte, haben wir die Hochlade-Aktion auf demnächst verschoben. Und während Ole und Richard schon längst ins Land der Träume entschlummert sind, habe ich mir den Hintern platt gesessen um draußen, unter eine Decke gekuschelt, Merlot trinkend und Mousse au Chocolat essend zu schreiben, was Ihr vielleicht grade, wann auch immer das sein mag, lest. Aber jetzt reicht's. Es sind fast 3 Uhr nachts, in spätestens 5 Stunden steht Oli im Bett und steckt sein Köpfchen zum Fenster raus...

29.02.2008 - Ach was für ein Leben als leichter Matrose...



Und da simmer! Am Mittelmeer! Juhu!

Aber von vorne: Frühstück am Lac de l'auzas und Waschen in selbigem. Ich würde am liebsten reinspringen. Aber es ist immer noch zu kalt. Auf dem weiteren Weg mit toller Sicht auf die Montagne noire, die wir hinter uns gelassen haben, häufen sich die Palmen. Sie sind nun nicht mehr nur vereinzelt in den Gärten zu sehen, sondern säumen schließlich ganze Straßenzüge. Es ist T-Shirt-Wetter! Ich krame die Sonnencreme für Olchen aus'm Podest hervor. Richard sieht es als erster, das Meer. Die Pyrenäen haben wir schon von Weitem erkannt. Der Baustil ist nun eindeutig mediterran, leider werden die Dörfer aber weniger schnuckelig: Bienvenue à la Mer Mediterranée, willkommen im Land des Massentourismus. Wir kaufen zu Apothekenpreisen ein paar Teile ein, und finden tatsächlich in Argèles-sur-mer einen Campingplatz direkt am Meer, der geöffnet und sogar ganz nett ist. Ein Plätzchen zum wild campen zu finden sieht wenig vielversprechend aus, auch wenn wir wissen, dass Martin und Kerstin im November hier irgendwo gestanden haben. Die Parkplätze am Meer sind allesamt mit Schranken versehen, unter denen wir mit unseren 3,20m Höhe nicht durchkommen – und wohl auch nicht durchkommen sollen. Und weil Ole gegen Ende der Fahrt etwas unleidlich wurde – zu warm, zu langweilig – sind wir froh, uns für 10€/Nacht hier hinstellen zu können. Oli-Boli schiebt seinen kleinen Laster begeistert quer über die leeren Parzellen. Er will unbedingt mit einer französischen Familie Boule spielen, nimmt ausgiebig die Rutsche unter die Lupe und ist völlig von den Socken, als er mit nackten Beinchen im Wasser steht und in die anrollenden Wellen tritt. Dann bewirft er sich und uns mit kleinen Steinchen, die in unseren Schuhen, Jacken, Socken, Haaren, vor allem aber: in seiner Windel landen. Später dann noch Nudeln zum Abendessen und sein Glück ist perfekt. Nun schlummert er selig in unserem kuscheligen Hochbett und Richard und ich sitzen in einer lauen Februarnacht draußen, haben ein Stromkabel gelegt und laden unsere Akkus auf.


Und Massentourismushochburg hin oder her: Es ist Off-Season, am Strand laufen nur wenige Menschen umher und die Landschaft ist traumhaft: mit Blick auf die Pyrenäen, deren Gipfel im Nebel schweben und im Sonnenuntergang mit den Füßen im Meer zu stehen, macht mich so glücklich, dass ich laut „Das ist der Hammer“ rufen muss, um nicht zu platzen. Das Wasser ist glasklar. Ich würde am liebsten reinspringen. Hab aber dummerweise kein Handtuch dabei. Aber morgen...

28.02.2008 - von städten, molochen und dörfern mit lustigen namen









Der Lac de Setton sah im Morgenlicht viel freundlicher als des Nachts, dennoch haben wir unseren eigenen Rekord in Sachen Abfahrtszeit gebrochen und waren um 10h on the road. Zwar hatten wir vor unserer Reise geplant, Gebirge – so möglich – zu umfahren, aber nun hatte sich Richard den Park Natural Régional den Volcans d'Auvergne als Etappenziel ausgesucht. Am frühen Nachmittag haben wir eine kleine Rast in den Monts-Domes gemacht und wollten dann weiter südlich ein nettes Plätzchen zum Campieren suchen. Leider haben wir aber nur eine Karte im Maßstab 1:700 000 zur Hand, auf der die meisten Orte, durch die wir fahren, nicht eingetragen sind, und so fanden wir uns plötzlich auf der Straße nach Clermont-Ferrand wieder, eine größere Stadt, die wir eigentlich umfahren wollten. Kein Weg führte mehr daran vorbei – und auch erst mal nicht mehr daraus hinaus. Die Stadt stellte sich als ziemlicher Moloch heraus, der uns verschluckt und erst nach einer guten Stunde wieder ausgespuckt hat. Wir hangelten uns von Kreisverkehr zu Kreisverkehr, von „touts-directions-“ zu „autre-directions“-Schildern und wären fast auf der Autobahn nach Montpellier gelandet, ohne einen Plan zu haben, wie das genau mit der Maut funktioniert (brauchen wir Kleingeld und wenn ja, wieviel?). Endlich aus Clermont-Ferrand raus, kreuzten wir dann jene Straße, die wir nach unserer Rast hätten nehmen müssen, um die Stadt zu umfahren. Hmpf!

Wir fuhren weiter durch die Berge, auf deren Wipfeln noch Schnee liegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass noch vor 10 Jahren um diese Jahreszeit auch die Täler schneebedeckt waren. Die globale Erderwärmung lässt grüßen. Die kleinen Dörfer scheinen jedenfalls auch für den Wintersport-Tourismus ausgelegt gewesen zu sein. Der bleiben nun aus und damit die meisten Cafés, Hotels und Restaurants geschlossen. Glück im Unglück für uns: läge hier Schnee, könnten wir ohne Winterreifen wohl kaum hier durch fahren – und selbst mit Holzofen und Schneeketten ausgestattet wäre uns das zu kalt und zu ungemütlich. Und überhaupt hat mir allein der Anblick von Schnee gereicht, um mich nach einer heißen Dusche zu sehnen. Ich habe mir daraufhin gewünscht, in dem Ort, den wir als Tagesziel ansteuerten, ein Schwimmbad mit Sauna – wenn nicht einen geöffneten Campingplatz – zu finden. Und tatsächlich gibt es in St.Nectaire, wo wir einen ganz passablen Parkplatz fanden, ein Thermalbad. Wir nahmen uns vor, den nächsten Tag mit Chillen, Planschen und Saunieren zu verbringen. Allerdings war Oliman den ganzen Tag über verdächtig still. Seine “Brrr“-Motorengeräusche, seine „Oah!s“ und „Daaaa!s“ angesichts entgegenkommender Laster und Trecker und „Hu!Ha!s“ angesichts aller Fahrzeuge, die ein Blinklicht auf dem Dach haben (abgeleitet von „Tatü!Tata!“, was er noch nicht aussprechen kann) wurden weniger enthusiastisch und blieben schließlich ganz aus. Und weil sein Köpfchen ziemlich heiß war, haben wir mal Fieber gemessen: 39,4°C. Wir haben allerhand Vermutungen aufgestellt, was die Ursache dafür sein könnte, aber was es auch gewesen sein mag (Reisefieber vermutlich): wichtig war, dass es ihm dabei nicht sonderlich schlecht ging und er am nächsten Morgen wieder ganz der alte Ole war, der erst mal seinen Kopf aus der Dachluke steckt um nach dem Wetter und unserem Standort zu schauen und „Boah!“ ruft, weil ein fetter Laster am Parkplatz vorbeifährt. Das mit dem Schwimmbad haben wir trotzdem sein gelassen. Haben statt dessen bei einem Bauern leckeren Käse gekauft und unsere Tour de France fortgesetzt. Besonders weit sind wir, um ehrlich zu sein, aber nicht gekommen. Das liegt zum einen daran, dass unser Weg gerne mal steil bergauf geht, was unsere Reisegeschwindigkeit sozusagen reziprok-proportional auf 30-60km/h herabsenkt. Und dank der Tatsachen, dass etliche Ortsnamen doppelt und dreifach vergeben zu sein scheinen (so liegen Villefranche-de-panet und Villefranche-de-Rouergue nur etwa 80km voneinander entfernt), unsere Straßenkarte eben nicht die detaillierteste ist und ich als Richards CoPilotin seit jeher an einer ausgeprägten OrientierungsLegasthenie leide, verfahren wir uns des Öfteren. Solange wir dadurch allerdings nicht in hässlichen Städten landen, finden wir das gar nicht so schlimm. Schließlich ist der Weg das Ziel. Überlegen wir uns halt eine andere Route, wir sind da recht flexibel. So auch gestern: einmal falsch abgebogen, schon kurvten wir kilometerweit auf schmalen Straßen durch den Wald (ohne genaue Peilung, wo wir waren und so die Straße enden würde), an kleinen Wildbächen und imposanten Felswänden entlang. Den Kletterern unter Euch hätten die Herzen sicherlich höher geschlagen. Wir hatten uns dort aber noch keinen Schlafplatz gesucht, weil wir nach wie vor vorhaben, eine kleinere Stadt oder ein größeres Dorf mit geöffnetem Campingplatz und InternetCafé aufzusuchen, um Fotos zu sortieren, hochzuladen und eben auch das, was ich zunächst in ein Ringbuch schreibe, abzutippen und ins Netz zu stellen. Wir haben also Aurillac angesteuert, was uns aber auch zu groß und zu hässlich erschien, als dass wir dort über Nacht hätten bleiben wollen (abgesehen davon, dass der Campingplatz im Ort natürlich geschlossen war). Es gibt dort zwar einen Parkplatz für WoMos im Stadtzentrum, aber für die Strom- und Wasserzapfsäule, die es dort gab, brauchte man spezielle Münzen, die in dem Café nebenan grade ausverkauft waren. Es widerstrebt uns ziemlich, dass wir jedesmal Wasser in 5l-Wasserkanistern im Intermarché kaufen müssen, wenn unser Vorrat knapp wird, weil wir auf diese Art und Weise natürlich viel mehr Müll produzieren, als uns lieb ist. Wir müssen uns da mal was anderes überlegen, nette Einheimische anquatschen oder so...

Nach unserem Abstecher nach Aurillon jedenfalls haben wir noch ziemlich lange nach einem Stellplatz gesucht, sind durch nette, mittelalterliche Dörfer gefahren und haben irgendwann auf dem Sportplatz in Calvinez schlapp gemacht. Der wird nämlich auch als Campingplatz angepriesen: für 0,60€/Nacht darf man hier sein Zelt hinterm völlig zugeschissenen Klohäuschen aufstellen. Natürlich war aber niemand da, der uns zur Kasse gebeten hätte. Abends – wir waren grade beim Zähneputzen – drehte die Gendarmerie in ihrem Streifenwagen eine Runde ums Fußballfeld, ließen uns aber in Ruhe, morgens wurde ich vom (aus Soller bereits vertrauten) Krähen eines Hahns geweckt und sah von unsere Dachluke aus ein Dutzend Hühner samt Gockel auf eben jenem Fußballfeld nach Regenwürmern picken.

Mittlerweile sind wir im Park Natural Régional Haut-Languedoc angelangt. Die Fahrt hierhin war atemberaubend schön. Ich bin so froh, auf diese gemütliche Art und Weise unterwegs zu sein. Würden wir Autobahn fahren, bekämen wir dieses wunderschöne Land doch gar nicht wirklich zu sehen. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Landschaft und auch die Häuser verändern. Sahen die Dörfer zu Beginn unserer Reise zwar etwas angestaubt und typisch französisch-schmuddelig, aber insgesamt hell, freundlich und ein bisschen verspielt aus, die Berge mehr Hügel, sanft und easy-going, waren die Häuser in der Auvergne alte Natursteinbauten, einfach und schlicht, die Berge viel schroffer. Nun, im Languedoc, ahnen wir die Nähe zum Mittelmeer am teilweise schon mediterranen Baustil. Die Berge werden grüner, einige Bäume blühen bereits und Palmen in den Vorgärten haben wir auch schon gesehen.


Das Highlight des Tages war Salles en-Source, „une perle accrochée à la vallée“, ein nettes Dorf, eingerahmt von Felswänden mit Höhlen und Grotten, Rinnsälen und einem Wasserfall, dessen Wasser sich in einem kleinen Pool sammelt um von dort aus weiter ins Tal zu fließen. Ich wäre am liebsten gleich reingesprungen! Aber es ist immer noch zu kalt... Vielleicht kommen wir ja nochmal dorthin, im Sommer. Würde mich freuen.


Nachdem wir unsere Mittagspause spontan dort verbracht haben, haben wir uns noch ein bisschen verfahren, sind durch kleine Bergdörfer gebrettert, Berge rauf, Berge runter, in Wälder rein und wieder raus, Kurve links, Kurve rechts und immer so weiter – nichts für 'nen schwachen Magen! Hat aber Spaß gemacht... Noch bei Tageslicht haben wir den Lac de l'auzas im Park Natural Régional du Haut-Languedoc, hinter Canac und Murat, erreicht, draußen gekocht und gegessen (wie immer, wenn das Wetter es zulässt) und den Sternenhimmel betrachtet, der mal wieder echt sehenswert ist.
Morgen geht’s ans Meer! Bonne nuit!

26.02.2008 - Familyday und Gruselwald

Wir haben uns also einen gemütlichen Familientag am Lac de Madine gemacht. Vogelschwärme zogen beim Spazierengehen über unseren Köpfen von Baumwipfel zu Baumwipfel. Nur eine Handvoll Sonntagsfahrer, Wanderer und Ornitologen sind uns begegnet und grüßten mit einem freundlichen „Bonjour“. Et c'etait une bonne journée! Ansonsten: keine Häuser, keine Lichter, keine Geräusche außer die der Enten, Schwäne und so weiter; nur das Läuten der Kirchturmglocken aus den nächsten Ortschaften und ein gelegentliches Flugzeug am Himmel zeugten von Menschen in relativer Nähe.

Glücklicherweise war der Montagmorgen ein bisschen verregnet. Nicht doll, nur Nieselregen, aber genug, um es draußen zu ungemütlich zum Auf-dem-Teppich-Fläzen zu machen. „Glücklicherweise“ schreibe ich, weil der Abschied von diesem schönen Ort mir sonst schwer gefallen wäre.

Also sind wir weiter südwärts getuckert. Ich muss dazu sagen, dass wir ausschließlich auf Landstraßen und bei einem angenehmen Tempo von maximal 70km/h reisen. Durch hübsche, verschlafene, teils verlassene Dörfer und Städtchen hindurch sind wir nun im Park Natural Régional de Morvan angekommen. Der Himmel klärte immer mehr auf und in der Hoffnung, einen ähnlich schönen Ort wie den letzten zu finden, fuhren wir immer weiter, in den Sonnenuntergang und dann weiter im Dunkeln, enge, gewundene, holprige Waldstraßen entlang, an deren Rändern ab und an zwar einige Häuschen standen, die aber zum größten Teil dunkel, unbewohnt und baufällig waren. Ich fühlte mich an eine alte Story, einen Klassiker quasi, erinnert: Eine junge Familie fährt nachts durch den Wald, als der Motor zu qualmen beginnt. Der Vater steigt aus, sieht nach, sieht, dass sie Hilfe brauchen werden. Er will zurück in die nächste Ortschaft wandern; Mutter und Kind bleiben zurück. Der von hinter der geöffneten Motorhaube hervorsteigende Dampf wird langsam lichter, als plötzlich...

Ähem. Wir hatten glücklicherweise keine Panne und sind wohlauf am Lac de Setton in der Bourgogne angekommen. Dieser ist anscheinend touristisch gut erschlossen – allerdings nicht im Februar. So steht unser Büs'chen nun vor den Toren eines Campingplatzes (die Tore sind offen, aber es ist niemand da), direkt vor einem „Verboten!“-Schild. Die Strandpromenade ist hell erleuchtet, aber: il n'y a personne. Und während am Lac de Madine die Abgeschiedenheit, die wir dort vorfanden, ganz wunderbar war, wirkt sie hier, inmitten leerstehender Ferienhäuser, Klohäuschen und Grillhütten, unheimlich. Ich habe Richard in den letzten zwei Stunden, in denen wir hier stehen, schon mindestens 3 mal gefragt, ob er nicht auch ein komisches Geräusch gehört hat... Wir haben jedenfalls gleich beschlossen, morgen früh direkt weiter zu fahren.

Im Übrigen liebe ich Frankreich. Ich wusste das ja schon immer, obwohl ich bislang erst auf Klassenfahrt in der Bretagne und für einen Tag in Paris war. Ich habe in den hintersten Ecken meines Hirns noch ein paar Fetzen Schulbuchfranzösisch hervorgekramt, kann Geschriebenes (wenn auch nicht Gesprochenes!) verstehen und auch mich selbst einigermaßen verständlich machen. Im Notfall geht auch ein „Parlez-vous anglais?“ SupermarktMerlot aus'm 3l-Kanister schmeckt formidable und die Errungenschaft des Tages ist eine Taschenlampe ohne Batterien: 5 min. Kurbeln, 80 min. Licht. Très bien. Bonne nuit.

25.02.2008 - Maitenant...






... scheint mir die Sonne ins Gesicht. Direkt vor mir liegt der Lac de Madine, oder zumindest ein Stückchen davon, der ist nämlich ganz schön groß. Wir haben dieses wunderschöne Plätzchen einfach so gefunden, sind teils unserer Karte, teils unserer Intuition, teils den unzähligen Straßenschildchen mit hübschen französischen Namen, die ich immer durcheinander werfe, gefolgt, um am Anfang des Park Natural Régional Lorraine die „tour de lac“ einzuschlagen, an deren Ende einfach stehen zu bleiben und unser Lager zu errichten. Die Wellen plätschern, Schwäne jagen (mit?)einander quer über's Wasser und machen zusammen mit Enten und anderem Federvieh einen Riesen-“Krach“. Vor allem abends geht hier die Post ab – ist es Paarungszeit? Wüsste ich nicht, dass das Wasser eiskalt ist, würde ich glatt reinspringen. Heute Morgen hab ich für ein paar Sekunden die Hände reingehalten und nur dank des warmen Teekessels wieder aufgetaut bekommen.


Überhaupt war hier morgens eine ziemliche Suppe, so dass Richard erst mal um halb 8 den Ofen angeschmissen hat. Jetzt trübt kein Wölkchen den Himmel und ich freue mich schon jetzt auf den Sternenhimmel, später. Gestern Abend war der nämlich ganz schön spektakulär. Himmel und See nahmen die selbe Farbe an. Wir sahen erst Sirius als einzigen Stern, bald darauf war auch Orion zu sehen und dann, im nächsten Moment war der Himmel übersäht mit leuchtenden und funkelnden Sternen (als hätte jemand unzählige Lämpchen angeknipst), die sich im Wasser spiegelten. Versuche, dies in Fotos festzuhalten oder in Worten auszudrücken, können nur in Kitsch ausarten; dennoch: stellten wir uns an den Rand des Sees, sah es aus, als täte sich direkt vor unseren Füßen der Himmel auf. Kein Wunder, dass manch ein Mensch ins Wasser gestiefelt ist. So etwas Schönes hab ich lange nicht gesehen.

Was bisher geschah...




Was bisher geschah...
Letztes Jahr im Juni fuhren Richard, Ole und ich mit dem Zug nach Kiel, um uns einen bei mobile.de angebotenen Bus anzusehen. 3200€ sollte der kosten, war im Grunde genommen komplett als WoMo ausgebaut, der Motor "schnurrte wie ein Kätzchen", die Karosserie hatte jedoch einige Roststellen, die spätestens bis zum nächsten TÜv behoben werden mussten. Der Verkäufer hatte das Ding für 2200€ blind bei ebay ersteigert und angefangen, daran zu basteln, hatte 1000€ Reparaturkosten reingesteckt und dann Stress mit seiner Frau über die ganze Sache bekommen. Die wollte den Bus letztendlich nicht mehr vor der Haustür stehen haben. Wir hatten unsererseits Beratung seitens eines quasi-verwandten Kfz-Mechanikers, der sagte: "1500 und keinen Cent mehr." Ulli, der Verkäufer, offensichtlich unter Zugzwang, willigte ein. Wir hatten fast ein schlechtes Gewissen, als wir uns um 1500€ ärmer, dafür aber mit 83PS unter unseren Hintern auf den Rückweg nach Köln machten.

Nachdem wir ein Töurchen mit „Paule Panzer“ aka der „Grünen Minna“ nach Ilow (tief im Osten) und de Haan (weit im Westen) unternommen hatten, machte sich Richard auf den Weg nach Ankershagen (wieder tief im Osten), riss den kompletten Innenausbau (dunkel, eng und ein bisschen muffig) raus, setzte neue Bleche an die A-Säule (vorne an der Windschutzscheibe) und eine neue Scheibe ein (denn die alte war im Laufe der A-Säulen-Aktion zu Bruch gegangen) und schweißte quasi im Schweiße seines Angesichts was das Zeug hielt, so dass ein wunderbar luftiges Hochdach (3,20m) entstand.

So weit, so gut. Des Weiteren sah unser Plan wie folgt aus: Wohnungsauflösung von Richard: Anfang August. Wohnungsauflösung Ela, Ava, Aron und Ole: Anfang Oktober. Ein paar Tage Innenausbau und dann spätestens Ende Oktober, nach Oles erstem Geburtstag: ab in den Süden, um im Warmen zu überwintern... Denkste!
Zwar haben wir in Soller den denkbar schönsten Ort und in der Familie Stein die denkbar tollsten Gastgeber gefunden, die wir uns hätten vorstellen und wünschen können. Aber wir stellten fest, dass sich die ganzen Schreinerarbeiten nun mal eben nicht in ein bis zwei Wochen erledigen ließen, insbesondere nicht mit einem Krabbelkind dabei. Und zudem war Richard finanziell so angeschlagen, dass er erst mal auf'm Weihnachtsmarkt schaffen gehen musste. Am 26.10. verabschiedeten uns von unseren Freunden Martin und Kerstin, mit denen zusammen wir hatten aufbrechen wollen. Es folgte eine Zeit voll Arbeit für Richard und Rumgetingel zwischen Soller, Bergheim und Köln für Ole und mich, stets schwer bepackt mit allem, was ich für mich (Unterwäsche, Zahnbürste, Portemonnaie und einem Buch) und Ole (Windeln, Feuchttücher, Breichen, Fläschchen, Banänchen, Klamotten, Schlafsack, Spielzeug, Bücher, Karre und und und) so benötigte. Puh!
Und nachdem wir schon Wetten verloren hatten („Nein, zur Silvesterparty sind wir auf keinen Fall mehr hier {in Soller}“) , wagten wir nicht mehr, Ansagen dieser Art in Bezug auf die anstehende Karnevalsparty zu machen. Tatsächlich habe wir die jecken Tage noch im Rheinland verbracht und sogar Richard, der alte Fischkopp alias Lawrence of Arabia hat sich kostümiert. Aber so schön es in der Voreifel auch ist, war uns kurz nach Aschermittwoch klar, dass es an der Zeit war, aus'm Quark zu kommen und uns auf den Weg zu machen.

Wer Richard kennt, der weiß, dass er zwar wunderhübsche Sachen basteln kann, dazu aber erst in kreativem Chaos versinken muss. Und wer Ole und mich kennt, wird lachen bei der Vorstellung, dass ausgerechnet wir beiden diesem Chaos entgegenwirken sollten. Wir habe unzählige Male Zeug aus dem Bus aus- und irgendwo hingeräumt, um wieder neues einzuladen und durch die Gegend zu karren. Ich glaube, ich habe in den vergangenen 4 Monaten nahezu jeden Gegenstand, den ich besitze, mindestens 5mal in der Hand gehabt und von a nach b nach c geräumt. Würde ich zeitreisenderweise mir selbst vor 10 Jahren einen guten Rat geben, wäre dies, nicht so viel Kram anzusammeln. Aber sag das mal einer Bibliophilen, die in einer Buchhandlung arbeitet. Ist wie nen Koch auf Diät zu setzen... Meine Bücher sind nun aber in guten Händen. Des Weiteren hab ich eine starke Aversion gegen Jutetüten entwickelt, in den Dingern habe ich nämlich in dieser Zeit meinen halben Hausrat durch die Gegend geschleppt.

Wie dem auch sei: irgendwie habe wir es hingekriegt, am Donnerstag, den 22.02.2008 in unserem neuen Zuhause vom Hof an der Grotte runter zu rollen – zwar weder um 14h (wie geplant), noch um 15 Uhr (wie verschoben), sondern erst so gegen halb 5. Ich muss zugeben, ein bisschen angespannt gewesen zu sein, ob der Uhrzeit, ob dem Stress der letzten Wochen und ob der ganzen Unternehmung überhaupt, aber nach ein paar Kilometern konnten wir schon wieder Witze über Eifler Ortsnamen („Soller Kommern?“, „Sinzenich in Merzenich?“ - „Nee, jetzt simmer in Nöthen“) machen.

Und immerhin haben wir es an diesem Abend bis nach Nettersheim (etwa 60km von Soller entfernt) geschafft, nachdem wir noch eine Weile bei Claudia und Günther in Kreuzau hängen geblieben sind. Im Dunkeln dort angekommen, haben wir tatsächlich 7€ für nen Stellplatz (ohne Duschen, WC oder auch nur Mülleimer, Trinkwasser kam extra) gelatzt. Freitags haben wir am „Römertempel“ (ursprünglich keltischer Kultur) den dort in Stein verzeitlichten drei Göttinnen „Hallo“ gesagt, sie unserem Buddha vorgestellt und uns eine gute Reise gewünscht. Kann ja nicht schaden. Danach ging's nach einer kleinen Einkaufstour weiter nach Trier, wo wir ein Stückchen außerhalb der Stadt ein ganz annehmbares Plätzchen zum über Nacht stehen gefunden haben. Zwar ist „schön“ was anderes, aber es war dunkel und wir brauchten ein Abendessen.



Der Vorteil eines nicht allzu pittoresken Stellplatzes ist, dass man entsprechend schnell und zeitig am nächsten Tag wieder los kommt. So sind wir Samstags gegen halb 12 weitergefahren – rekordverdächtig früh für uns Zottels –, haben in Luxemburg für 1,08€/l Tank und Reservekanister ordentlich voll gemacht, fuhren die MoselWeinStraße entlang und waren dann ratzefatz in Frankreich.