Wir haben uns also einen gemütlichen Familientag am Lac de Madine gemacht. Vogelschwärme zogen beim Spazierengehen über unseren Köpfen von Baumwipfel zu Baumwipfel. Nur eine Handvoll Sonntagsfahrer, Wanderer und Ornitologen sind uns begegnet und grüßten mit einem freundlichen „Bonjour“. Et c'etait une bonne journée! Ansonsten: keine Häuser, keine Lichter, keine Geräusche außer die der Enten, Schwäne und so weiter; nur das Läuten der Kirchturmglocken aus den nächsten Ortschaften und ein gelegentliches Flugzeug am Himmel zeugten von Menschen in relativer Nähe.
Glücklicherweise war der Montagmorgen ein bisschen verregnet. Nicht doll, nur Nieselregen, aber genug, um es draußen zu ungemütlich zum Auf-dem-Teppich-Fläzen zu machen. „Glücklicherweise“ schreibe ich, weil der Abschied von diesem schönen Ort mir sonst schwer gefallen wäre.
Also sind wir weiter südwärts getuckert. Ich muss dazu sagen, dass wir ausschließlich auf Landstraßen und bei einem angenehmen Tempo von maximal 70km/h reisen. Durch hübsche, verschlafene, teils verlassene Dörfer und Städtchen hindurch sind wir nun im Park Natural Régional de Morvan angekommen. Der Himmel klärte immer mehr auf und in der Hoffnung, einen ähnlich schönen Ort wie den letzten zu finden, fuhren wir immer weiter, in den Sonnenuntergang und dann weiter im Dunkeln, enge, gewundene, holprige Waldstraßen entlang, an deren Rändern ab und an zwar einige Häuschen standen, die aber zum größten Teil dunkel, unbewohnt und baufällig waren. Ich fühlte mich an eine alte Story, einen Klassiker quasi, erinnert: Eine junge Familie fährt nachts durch den Wald, als der Motor zu qualmen beginnt. Der Vater steigt aus, sieht nach, sieht, dass sie Hilfe brauchen werden. Er will zurück in die nächste Ortschaft wandern; Mutter und Kind bleiben zurück. Der von hinter der geöffneten Motorhaube hervorsteigende Dampf wird langsam lichter, als plötzlich...
Ähem. Wir hatten glücklicherweise keine Panne und sind wohlauf am Lac de Setton in der Bourgogne angekommen. Dieser ist anscheinend touristisch gut erschlossen – allerdings nicht im Februar. So steht unser Büs'chen nun vor den Toren eines Campingplatzes (die Tore sind offen, aber es ist niemand da), direkt vor einem „Verboten!“-Schild. Die Strandpromenade ist hell erleuchtet, aber: il n'y a personne. Und während am Lac de Madine die Abgeschiedenheit, die wir dort vorfanden, ganz wunderbar war, wirkt sie hier, inmitten leerstehender Ferienhäuser, Klohäuschen und Grillhütten, unheimlich. Ich habe Richard in den letzten zwei Stunden, in denen wir hier stehen, schon mindestens 3 mal gefragt, ob er nicht auch ein komisches Geräusch gehört hat... Wir haben jedenfalls gleich beschlossen, morgen früh direkt weiter zu fahren.
Im Übrigen liebe ich Frankreich. Ich wusste das ja schon immer, obwohl ich bislang erst auf Klassenfahrt in der Bretagne und für einen Tag in Paris war. Ich habe in den hintersten Ecken meines Hirns noch ein paar Fetzen Schulbuchfranzösisch hervorgekramt, kann Geschriebenes (wenn auch nicht Gesprochenes!) verstehen und auch mich selbst einigermaßen verständlich machen. Im Notfall geht auch ein „Parlez-vous anglais?“ SupermarktMerlot aus'm 3l-Kanister schmeckt formidable und die Errungenschaft des Tages ist eine Taschenlampe ohne Batterien: 5 min. Kurbeln, 80 min. Licht. Très bien. Bonne nuit.
Mittwoch, 5. März 2008
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