Montag, 17. März 2008

17.03.2008 - savoir-vivre en espagnol

Da unsere Lebensmittelvorraete knapp wurden, haben wir "El Plomo" am Donnerstag, den 13.03. wieder verlassen. Schade eigentlich, es ist dort wirklich sehr schoen gewesen. Wir sind zu einsamen Buchten gewandert, haben uns von Felswaenden aus Sonnenuntergaenge angesehen und es uns gut gehen lassen. Richard und Martin haben leckeres Brot gebacken, aber als unsere Mehlration knapp geworden war, war es an der Zeit, zurueck in die Zivilisation zu kehren, zumal im wenige Kilometer entfernten Campohermoso Markttag war. Dort haben wir uns mit Orangen (50 Cent das Kilo), Tomaten, Aepfeln, Birnen, Zucchini, Avocados und und und eingedeckt, haben umsonst noch mehr Tomaten und tonnenweise Salat (von dem wir noch heute darben) abgestaubt und fuer etwa 15 Euro mehr als eine Wochenration an Obst und Gemuese klar gemacht. Dann noch nen Abstecher in den Supermercado und ab gings zurueck in die Pampa. Und was fuer eine schoene Pampa das war... ich hab echt gedacht, gleich schaut Winnetou um die Ecke. Und tatsaechlich sind hier frueher wohl einige Western gedreht worden.


Berge, Felsen, Agarven, Kakteen, alte Goldgraeberminen, Brunnenloecher im Boden, kaum Muell, ausser dutzenden abgelaufener Schuhsohlen, was mir wirklich Raetsel aufgibt... Warum ausgerechnet Schuhsohlen?? Palmen, Olivenbaeumchen, Ruinen, zwischen und in denen wir rumkraxelten. Wie gerne wuerde ich eine Zeitreise antreten und mir das Ganze vor hundert oder zweihundert Jahren einmal anschauen. Was heute nur noch Mauerreste sind, waren damals anscheinend grosse Farmhaeuser, inmitten bluehender Plantagen. Piraten haben den ganzen Landstrich irgendwann ausgeraubt und durch den Abbau von Bodenschaetzen wurde das Grundwasser ausserdem schwermetallbelastet. Gemuese anbauen sollte man hier besser wohl nicht mehr. Thymian pfluecken wir trotzdem. Unsere Busse parken wir abseits der WoMos, die direkt am Strand geparkt haben, neben einer der Ruinen in einem aus Pflastersteinen gelegten Kreis. Man koennte bei diesem Ort religioese Hintergruende vermuten, tatsaechlich scheinen diese Kreise, die es hier alle paar Meter weit gibt, aber zum Ausschlagen der Kornaehren genutzt worden zu sein.


Wie dem auch sei: abends liegen wir vor unseren Huetten im Steinkreis, und auch der Mond ist von einem Kreis aus Wolken umgeben. Wieder einmal ein Eindruck, der sich schwer in Worten schildern laesst. Stellt Euch den Mond Stecknadelkopf gross vor - proportional gesehen ist der Himmel auf der Flaeche eines den stecknadelkopfgrossen Mond umgebenden 5DM-Stuecks ganz klar, und dahinter kommt ein Ring aus Wolken, hinter dem der Himmel dann wieder etwas klarer wird. Als schoebe der Mond die Wolken zur Seite: Geht mir aus der Sonne!
Am Abend kommt die Guardia Civil vorbei und sagt, 24 Stunden duerften wir hier stehen. Weshalb wir am naechsten Tag unsere Busse etwa 200 Meter weiter am Strand parken. Wir bekommen nette Gesellschaft seitens Maria und Conni aus Muenster, die mit ihren Hunden Zora und Ronja in ihrem 12 Meter langen Reisebus unterwegs sind, und bleiben zwei weitere Naechte dort stehen.
Ich komme endlich wieder mal dazu, meine Laufschuhe und die Yogamatte auszupacken - und hab natuerlich nachher ordentlich Muskelkater...
Weiterhin machen Richard, Ole und ich erstmals Bekanntschaft mit der Junta. So ganz verstanden habe ich das noch nicht: sind das die Nationalparkhueter mit Polizeigewalt hier, oder eine regionale Polizeitruppe? Jedenfalls funktionieren die anscheinend unabhaengig von der Guardia Civil und der Policia Regional und sie sagten uns, abends um 7, als wir grade beim Essen kochen waren, wir sollten sozusagen unsere Stossstangen in die Hand nehmen und verschwinden. Martin und Kerstin kennen sich in diesen Belangen zum Glueck mittlerweile gut aus und Kerstin regelt die ganze Angelegenheiten mit einem charmanten: mañana. Das Kind ist muy pequeño und muss nach dem Essen ins Bett. Und ueberhaupt, die Guardia Civil hat gesagt, 24h duerften wir hier stehen... (dass diese 24h laengst ueberschritten sind, weiss die Junta ja nicht. Also stellen wir uns mal ganz dumm und bleiben bis zum naechsten Mittag - unter Androhung eines Bussgeldbescheides, der wohl nie kommen wird. Sind wir Punker, oder was ;)


Waehrend die Hymer-Fahrer unter den Campern also ihre Klappstuehle einraeumen, bleiben unsere beiden Mercedes und der M.A.N.-Bus der Muensteraner (ihrerseits ehemalige Bauwagenplatzbewohner) noch bis zum naechsten Mittag dort stehen.
Am naechsten Tag kommen dafuer weitere WoMos und Reisebusse angefahren. Die "Semana Santa" hat begonnen und die Straende fuellen sich mit urlaubslustigen Spaniern, die in grossen Horden die Straende bevoelkern. Unterdessen reisen wir weiter nach San Jose - leider ohne uns von den zwei lustigen vier aus Muenster zu verabschieden, denn die waren grade wohl Gassi machen. Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, irgendwann in the middle of Spain wieder einen gruen-gelben, ehemals staedtischen Bus zu sehen...



Y nunca...
San Jose ist wunderbar! Was fuer ein schoenes kleines Staedtchen - also, wenn jemand von Euch mal ein nettes Reiseziel fuer den Familienurlaub sucht - nix wie hin! Typisch spanische weisse Flachdachbauten schmiegen sich an die gruenen Berge, die das Dorf umgeben. Die Gaerten sind gruen, das Volk auf den Strassen jung und freundlich, die Laeden sind herrlich hippie-esk und die Restaurants locken mit Dueften von Meeresfruechten und Knoblauch. Wir parken auf der Rambla und flanieren durch die Gassen und ueber die Strandpromenade, an der Schmuck- und Klamottenhaendler ihre Waren feil bieten. Ich treffe eine nette Franzoesin (samt ihres 5 Wochen alten Babys), die wunderschoene selbstgebastelte Halsketten aus Steinen und Garn bastelt und hoffe, sie morgen wieder zu sehen, um weiterhin ihre Bekanntschaft und mir selbst ein verspaetetes Geburtstagsgeschenk zu machen.


Morgen will ich noch David, the bookman besuchen - vielleicht braucht der ja ne Aushilfskraft fuer die Saison... jedenfalls koennte ich mir persoenlich vorstellen, an einem Ort wie diesem kleben zu bleiben... Aber wie's aussieht, werden wir morgen, nachdem ich meinen Rausch ausgeschlafen habe, den ich mir beim Schreiben dieser Zeilen in einer Internet-Bar angetrunken habe, weiter ziehen - keine Ahnung wo hin...

1 Kommentar:

Perlen Vor Die Säue hat gesagt…

Reisende! Bringt mir ein paar von den Düften mit. Verschlinge neidisch jede Zeile. Paßt auf Euch auf. Küsse